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Gertschi

Kritik von Gertschi

Ein Rummelplatz der Illusionen

Wenn Maestro Federico Fellini einen neuen Film drehte, so war das alleine schon eine glanzvolle Inszenierung für sich, ein Ereignis mit Höhen und Tiefen, mit Schlagzeilen, Auseinandersetzungen und eine scheinbar wohl ausgeklügelten Dramaturgie, deren Effekt gezielt ist: Aufmerksamkeit zu erregen.

Nicht anders bei "Die Stadt der Frauen". Da gab es während der Dreharbeiten Finanzierungsprobleme, Besetzungsschwierigkeiten, dann wurde Marcello Mastroianni krank und alles drohte zu platzen, schließlich wurden die Dreharbeiten wieder aufgenommen, Feministinnen auf den Set geladen, um mit dem Maestro über das Frauenbild an sich und in diesem Film im besonderen zu diskutieren. Das brachte wieder kräftig Resonanz in der Presse und prägte die Vorstellung, "Die Stadt der Frauen" würde ein Emanzenfilm werden.

Kräftig geirrt. "Man darf nicht vergessen, daß es kein Film über den Feminismus ist, sondern über das Frausein, über Weiblichkeit...", nimmt Fellini jedweden Wind aus den Segeln einschlägiger Interpretationsversuche und definiert das flotte Treiben in seiner titelgebenden "Stadt der Frauen", die, zugegebenermaßen einer Alice Schwarzer kaum gefallen würde. Frauenfreund Fellini ist auch in diesem aufwendig gestalteten Ausflug in die Psyche der Geschlechter sich treu geblieben: die Frau als immerwährendes Bonbon in der Wundertüte des Lebens, die Suche nach dem einen Ideal von Weib, einer Mischung aus Mama und Hure - das sind die Pole, zwischen denen der Italiener seinen süffisanten, mitunter auf verschiedenen Handlungsebenen korrespondierenden Film entwickelt hat.

Lassen wir die Handlung unserem Regie-'enfant terrible' Fellini doch selbst erklären: "Ein Mann (Marcello Mastroianni) trifft eine Frau in einem Zug. Er folgt ihr. Sie führt ihn in die rationale Welt der freigewordenen Frau, die ihm ein völlig neues Bild ihrer selbst zeigen will, und von da an findet er sich total außer Atem. Er sieht die Feministinnen in einer Atmosphäre der Aggression und Verwirrung. Er ist es, der sie so sieht, er ist bestürzt und verängstigt. Abgesehen davon, ist die Atmosphäre wild, bedrohlich, chaotisch und vulkanisch, so wie es für alles Kollektive typisch ist." - Aha. Der Meister muss es ja wissen.

Fellini entläßt den Zuschauer aus seinem Film mit keinerlei gültigen Aussagen, er überläßt es dem Publikum, die Balance zwischen Sein und Schein zu finden. Fellini:" "Die Stadt der Frauen" ist ein Film über verborgene Tiefen, die dunkelste Seiten des Bewußtseins, die unbekannten Aspekte, die Beziehung zwischen Dunkelheit und Nacht und Wasser. Jeder Versuch einer Erklärung würde den Film nur seines rätselhaften, sphinxhaften Charakters berauben, der sein wichtiges Kennzeichen ist." - Dem ist wohl nichts mehr hinzuzufügen...

Fazit: Pralles Fellini-Kino als riesiger Rummelplatz der Illusionen, umgeben von vollbusigen Huren und jeder Menge Zuckerwatte. Eine Welt bunter Neonlichter, hinter denen hin und wieder das kahle Mauerwerk sichtbar wird. Dem Mythos Frau, wie ihn Fellini  - und nicht nur er - liebt, kommt er mit "Stadt der Frau" nicht viel näher, was aber bei seinen Fans kein Malheur zu sein scheint...

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