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Furuha

Kritik von Furuha

Gesehen: November, 2017

Diese Kritik enthält Spoiler.

ANTICHRIST ist mein erster Film von Lars von Trier (sollte mal am Anfang gesagt werden), weshalb ich ziemlich gespannt war. Als Teil der inoffiziellen Depressions-Trilogie des dänischen Filmemachers, befasst sich der Film mit einer anfangs erotischen Momentaufnahme aus dem Leben eines Paares, die im desaströsen Schicksalsschlag endet. Das Kind des Therapeuten und seiner Frau stürzt aus dem Fenster und verunglückt tödlich. Was danach folgt sind weitere Momentaufnahmen, die sich um den Trauerprozess der Frau und der Hilfestellung ihres Mannes drehen. Panikattacken, Nervenzusammenbrüche, unüberlegtes Handeln: Klar reißt von Trier hier Symptome für Geisteskrankheiten an, bravurös und glaubwürdig umgesetzt von Charlotte Gainsbourg. Willem Dafoe fungiert hier als Anker in dem Sturm aus negativen Gefühlen, Selbstvorwürfen und Hass der Frau und versucht sie mit einer Konfrontationstherapie im Wald Eden zu therapieren. Der Film dreht sich in einer beängstigenden Spirale Kapitel um Kapitel nach oben, hält den Tiefpunkt und Höhepunkt der kranken Frau andächtig fest. Der Antichrist ist in diesem Fall nicht der übernatürliche Gegenspieler von Gott, sondern eine Verkörperung von fleischlicher Sünde, die die Frau in sich vereint sieht. Im übertragenen Sinne könnte der Antichrist auch als psychische Krankheit verstanden werden, die den Betroffenen oft die Kontrolle über ihr Handeln und ihre Gedanken nimmt, ganz ähnlich einer Besessenheit durch einen Teufel oder Dämon. Gerade das macht den Film auch so interessant: Dieses Hin und Her, das Zugeständnis dieser Sünde und Akzeptanz in der einen Szene und Verleugnung und Verdrängung im nächsten Moment.

ANTICHRIST hat nicht viele Splatterelemente, aber die expliziten Gewaltszenen sind bewusst auf Körperregionen fokussiert, die sonst nicht mit mörderischer Brutalität und Schmerz verknüpft sind – diese Szenen sind unangenehm, zeigen alles, beschönigen nichts und zwingen den Zuschauer diesen Beachtung zu schenken. Außer der Arie Lascia ch'io pianga aus Händels Rinaldo gibt es keine musikalische Untermalung. Die Geräusche des Waldes, also der Natur, die von Trier hier besonders grausam in den Mittelpunkt gerückt wird, bilden das tonale Bett, auf dem sich dieser Kampf um einen klaren Verstand und das blanke Überleben abspielt. Der Epilog rundet das Geschehen sowohl inhaltlich, als auch künstlerisch ab und schafft ein äußert starkes Werk, das sich für eine Sichtung lohnt.

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