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DVDMAX

Kritik von DVDMAX

Gesehen: August, 2000

Roland Emmerich ist, etwa wie David Cronenberg, eine meiner Grauzonen in Sachen Filmen. Ich will nicht sagen, dass ich ihm komplett negativ gegenüberstehe, aber er ist ein Regisseur, dessen Stil ich tendenziell nicht allzu angetan bin.
Mir kommt oft vor, dass er sich nicht wirklich entscheiden kann, ob seine Werke nun reine Action-Effektspektakel oder rührselige Melodramen sein sollen. Das sind zwei Genres, denen ich wohl weit mehr abgewinnen kann als der normale Durchschnittsfilmfan, aber in der Kombo wirkt das oftmals seicht und billig - erst recht, weil sich beide Komponenten oft im Wege stehen, und daher jeweils halbherzig wirken.

Aber natürlich gibt es auch Ausnahmen. Filme, die ich von Emmerich sogar ziemlich gern mag. Ich finde die weniger guten Streifen ja auch nicht komplett scheiße, aber ich gehe eigentlich nie mit niedrigen Erwartungen ran, und meistend werden diese auch erfüllt. Wirklich viel Spaß hab ich da selten, diese Werke sind eher lauwarm.
Aber wie gesagt, es gibt Streifen in seiner Filmografie, die mir auch zeigen, dass er es durchaus kann. Neben dem sehr vergnüglichen 'Godzilla' gehört vor Allem "Stargate" zu den Emmerich-Filmen, denen ich wirklich etwas abgewinnen kann, und die eine gute Zeit garantieren.

"Stargate" ist ein Science Fiction-Abenteuer, welches in seinem stürmischen Blockbustergeist der frühen 90er allein durch eine spannende Geschichte, eine gute Machart und mitreißende Gefühle überzeugen kann.
Ich habe schon oft meine Bewunderung für das Filmjahrzehnt 1990-1999 kundgetan. Es war eine revolutionäre Zeit, und die Blüte sowohl der Autoren- als auch des Mainstreamkinos. Viele Strukturen und Techniken, die man heute als selbstverständlich erachtet, wurden hier populär.
Es war eine Zeit, in der die Blockbuster noch mitreißen konnten, und die gerade neu entdeckten CGI-Effekte den Film untermauerten und nicht bestimmten.
Und ein Kind dieser Zeit ist dieses Werk.

In "Stargate" folgen wir dem kauzigen Ägyptologen Daniel Jackson, der für seine Theorien zur Entstehung der Pyramiden stets belächelt, jedoch vom Militär beauftragt wird, ihnen bei der Entschlüsselung der Inschrift eines antiken Artefaktes helfen.
Es stellt sich heraus, dass es sich um ein sogenanntes Stargate handelt, mit dem man sich quer durchs Universun auf einen anderen Planeten teleportieren kann.
Der Zielplanet ähnelt einer Zivilisation wie im alten Ägypten.
Die Bewohner werden dort vom Sonnengott Ra beherrscht, der einst ankam und die menschliche Spezies versklavte.

"Stargate" ist für mich der weitaus bessere 'Dune'.
Es sind beides Science Fiction-Filme, die weniger im Weltall als in der Wüste uns fremder Planeten spielen.
Der Unterschied ist, dass der David Lynch-Film zwar höher gestrckte Ziele hat, an nahezu pausenloser unfreiwilliger Komik, absoluter Sinnfreiheit und abstrusen Zufällen klaglich scheitert. Der Emmerich-Film hingegen ist genau das, was er auch sein will: ein unterhaltsames Abenteuer mit Science Fiction- und Fantasy-Elementen. Er nimmt sich nicht zu wichtig, und das ist auch gut so.

Es ist nämlich überaus erfrischend, dass in einem großen Streifen, der als SciFi gilt, ausgerechnet die Wüste und das alte Ägypten das Filmuniversum inspirierten, und als visuelle Kulisse herhalten, während das Geschehen von außerirdischer Technologie und Teleportation maßgeblich bestimmt wird.
Es entwickelt sich ein scharfer Kontrast, ein Zusammenspiel aus Futurismus und Antike, als würde man die Crew der Enterprise in die Herrschaft von Cleopatra schicken.
Ein bizarres Mosaik, bei welchem jedes Teil für sich und das Gesamtwerk gut gefallen können.
Dabei versucht "Stargate", anders als sein lynchscher Genrekollege, nicht, großen Intellekt oder eine bedondere Andersartigkeit vorzugaukeln, sondern ist vor allen Dingen daran interessiert, durch ein abwechslungs- und ideenreiches Drehbuch größtmöglichen Spaß zu bieten.
Ja, die Charaktere sind stereotyp, ja, der Ausgang ist von vornherein klar, aber der Weg dahin ist ein pures Vergnügen.
Sonnengott Ra, gespielt vom wunderbar androgynen Jaye Davidson, ist eine der anziehendsten und charismatischsten, weil diabolischsten Bösewichten, die es in der Geschichte des Science Fiction-Genres gibt, und die Aura, die ihn umgibt, jede Bewegung, die künstliche Verzerrung der Stimme und dieser (größen)wahnsinnige Blick in den Augen, verschafft mir ein angenehm wohliges Gefühl von Gänsehaut, welches nur Leute bekommen, die einen Fetisch für das Böse haben.
Man wünscht sich ja fast, dass hier mal der Antagonist gewinnt. Fast.
Dann sind da noch einige humoristische oder dramatische Elemente, die hier auch durchaus funktionieren, da der Regisseur ihnen genügend Zeit einräumt, und nicht durch obligatorische Action durchbricht und ihrer Wirkung beraubt.
Dieser Film ist eine meiner heißgeliebten filmischen Achterbahnfahrten. Aufregend, niemals lantweilig, und kreativ.

Filme wie "Stargate" sind eine Weiterführung klassisches Adventure-Filme, angereichert durch (damals) moderner Elemente und Tricktechniken. In den 50ern und 60ern gab es solche Filme auch, doch es fehlte ihnen an den Mitteln, die übernatürlichen und utopischen Inhalte glaubhaft darzustellen. Die 90er aber machten's möglich.

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