Zum 75. Geburtstag - Die 10 besten Filme von David Cronenberg

von Pascal Reis

75 Jahre David Cronenberg. Wenn wir da nicht die Sektkorken knallen lassen, können wir es ab morgen auch sein lassen, über Filme zu berichten. Der Kanadier zählt zu den einflussreichsten Regisseuren der letzten 40 Jahre, kaum ein anderer Künstler verstand in einer derart ausgeprägten Kunstfertigkeit, intellektuelles Kino mit den Darstellungsformen des Genres zusammenzuführen. Cronenberg ist Humanist und Schmierfink, Denker und Metzger. Einer der Größten, die uns jemals mit der Liebe zum Medium infizieren durften.

Dies ist eine Liste von Croni-Fanboy Souli.

10: eXistenZ

David Cronenbergs Schauwerte unterliegen keinem Selbstzweck, sondern fungieren als notwendige Bausteine immerzu sinnig zur Thematik. "eXistenZ", an den Kinokassen gnadenlos baden gegangen, ist die satirisch-komplexe Abhnaldung mit unserer Wahrnehmung und hinterfragt gezielt, wie wandelbar die Strukturen unserer Realität wirklich sind. Die Protagonisten tauchen dafür in eine Art alternatives Koma und folgenden dem Reiz der Freiheit, um sich selbst zu fragen: Wie viel reelle Scheinpräsenz verträgt unser Bewusstsein?

9: M. Butterfly

"M.Butterfly" zwingt den Zuschauer zur entlarvenden (Selbst-)Reflexion. Unser Blick ist verfälscht, voreingenommen, illusorisch, nicht nur die kulturellen Gräben reißen mehr und mehr auf, desto extremer sich Gallimard in das von ihm konstruierte Abbild einer verbotenen Liebe hineinsteigert, der für David Cronenberg charakteristische Konflikt zwischen Körper und Geist steht hier kontinuierlich zum Diskurs: Was ist wahrhaftig? Was ist verblendet? Und wie lange kann eine Beziehung einer Lüge standhalten, wenn die Wahrheit doch nie Voraussetzung des Traums gewesen ist? David Cronenberg ist dabei formal so streng wie selten zuvor und doch, seine unglaubliche Nähe zum Zwischenmenschlichen, den Bedürfnissenund Trieben, ist und bleibt außergewöhnlich.

8: Rabid -Bete, dass es nicht Dir passiert

Cronenberg porträtiert ein tristes Gesellschaftsbild und zieht es gleichermaßen auf Links: Die schwanzgesteuerten Machoallüren im Zeitalter der vorbehaltlosen Promiskuität werden durch eine weibliche Person undihr zunehmend wachsendes Verlangen demaskiert. "Rabid" entwickelt sich zu einem düsteren Konglomerat, irgendwie zwischen femininem Vampirismus, kritischen Emanzipationsspiralen und der psychischen Unfähigkeit zu lieben angesiedelt. Und am Ende? Da wartet nur noch die Müllhalde.

7: Naked Lunch

Da haben sich zwei sicher nicht gezielt gesucht, aber definitiv gefunden. Zumindest das überlegte Mastermind Cronenberg seinen instinktiven Gegenpart William S. Burroughs. Mainstream war Cronenberg nie, aber so abstrakt nicht mal bei "Videodrome". Dafür ähnlich faszinierend,irritierend, entrückt-bezaubernd. Einer seiner Besten. Und die Latte hängt verflucht hoch.

6: Die Brut

Selbsttherapie der Marke David Cronenberg. Das verstört und erhellt gleichermaßen. "Die Brut" mag heute etwas in die Jahre gekommen wirken, ist in seinerEssenz aber immer noch ein wahrhaft bedrückender Diskurs über den Schmerz des Verlusts und die transzendente Macht des Todes. Es lohnt sich, den Film heute wiederzuentdecken.

5: A History of Violence

Eines der größtenMeisterwerke, die David Cronenberg geschaffen hat. Was wie ein herkömmlicher Genre-Film anmuten mag, ist in Wahrheit eine verhaltenspsychologische Untersuchung des Menschen und dessen in seiner Seele eingeschriebenen Gewaltpotenzials. Ein verstörender, bisweilen ultra-brutaler Einblick in ein Amerika, welches es so nicht gibt. "A History of Violence" ist die Zerschlagung jedweder Illusionen.

4: Die Unzertrennlichen

Metaphysischen Existenzdrama, in dem Jeremy Irons seinen Platz in der Ahnengalerie unsterblicher Schauspieler sichert. Darüber ist das Psychoanalyse vom allerfeinsten, eine Geschichte über Sehnsüchte und Selbstaufgabe, über die Grenzlinien zwischen Körper und Geist, überReligion und Wissenschaft. Voller Bitterkeit. Voller Lebensweisheit. Voller Wahrheit.

3: Videodrome

"Videodrome" ist überlebensgroßes Kino. So intelligent, aber niemals tendenziös, wie David Cronenberg hier die Grenzen zwischen Realität und Illusion auslotet, um seinem geschundenen Protagonisten nach all dem Chaos schlussendlich noch eine zweite Chance zu gewähren, hat sich noch kein Künstler in die klaffenden Untiefen des Massenwahnsinns eingefühlt. Ein grenzensprengender und horizonterweiternderMeilenstein.

2: Crash

Vielleicht ist "Crash" der Film, auf dem David Cronenberg den Gipfel seiner Kunst erklommenhat. Vielleicht. In jedem Fall ist "Crash" aber ein meisterhaftes Ausnahmewerk, welches in beeindruckender Fasson das Können von David Cronenberg porträtiert: Anormalitäten und Andersartigkeiten ohne jede Wertung respektive Moralisierung zu behandeln. Und das macht aus "Crash" ein erschütternd ehrliches Gedankenspiel, so abstoßend wie faszinierend.

1: Die Fliege

Das beste Remake allerZeiten? Hm, darüber lässt sich streiten. In jedem Fall aber hat David Cronenberg mit "Die Fliege" ganz großes Kino abliefert, welches seinerzeit zum Glück vom Publikum gewürdigt und anerkannt wurde. Mit herausragenden Analogeffekten entführt de rkanadische Meisterregisseur den Zuschauer in eine Geschichte, in der es nicht nur um von Kafka abgeleitete Ängste geht, sondern auch um das Scheitern einer Liebe. Eine wahrhaft visionäre, zutiefst berührende Erfahrung.

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