Vater unser im Kinohimmel – 10 göttliche Filme über Glaube und Religion

von Pascal Reis

Inzwischen dürfen wir uns darüber freuen, Martin Scorseses neues Meisterwerk Silence im heimischen Regal einzuquartieren. Wer sich nun allerdings fragen sollte, welche Filme sich ebenfalls auf interessante Art und Weise mit dem Glauben auseinandersetzen, dem schaffen wir nun mit dieser Liste Abhilfe. Viel Spaß beim Entdecken, Bestätigen und Mäkeln!

Diesist eine Liste von Souli.

10: Die Passion Christi

Kontrovers³. Muss man nichts mehr viel zu sagen. Die Mythen, die sich um diesenFilm ranken, sind bereits legendär. Eine davon schließt auch den Papst höchstpersönlich ein, der sich für die die Authentizitätd er Bilder von Die Passion Christi verbürgt haben soll. In jedem Fall hat Mel Gibson hier eine Tour de Force inszeniert. Wahnhaft und manisch, wie man es von dem Australier gewohnt ist. Eine zweifelhafte Grenzerfahrung.

9: Die letzte Versuchung Christi

Die lauten Stimmen, die sich gegen den Film mit Hauptfigur Jesus erhoben haben, waren abzusehen, aber dann doch in ihrer Art lauter und vor allem gottloser als befürchtet. Die Attentate/ Drohungen auf die Kinos, die den Film zeigten, dürfen nicht als Handlungen vergangene rZeiten abgetan werden. Religiöser Fanatismus und genereller kirchlicher Nonsens sind auch heute immer noch ein Problem. Dass die Priester, Pfarrer und Pflaumen hier aber einen Film verteufelten, der christlicher nicht sein könnte und in seiner wahren Essenz die wirklich wahren und wichtigen Lehren aus der Geschichte Jesu’erzählt, das hat dann doch einen etwas süßen Beigeschmack. Denn da sind die blinden Kritiker des Films gehörig auf die Nase gefallen.

8: The Mission

The Mission ist ein bildgewaltiger Selbstfindungstrip in den Tiefen des südamerikanischen Dschungels, der einen großartig aufgelegtenRobert De Niro und einen nicht minder gekonnt agierenden Jeremy Ironsan die Grenzen ihrer Belastbarkeit treibt. Ein Himmelfahrtskommando bis an den Rand des Glaubens. Das vielschichtige Abenteuerdrama bleibt vielleicht an einigen Stellen zu oberflächlich, ist aber nicht zuletzt aufgrund eines genialen Morricone-Scores auf jeden Fall eine Mehrfachsichtung wert.

7: Der Exorzist

Religion als Waffe. William Friedkin sorgt gerade mit einer Dokumentation fürAufsehen, in der er einen echten Exorzismus begleitet hat. Mit Der Exorzist allerdings hat der Meister des New-Hollywood-Kinos bereits den Konflikt auf den Punkt gebracht, der die Menschen seit jeher umtreibt: Der Zwiespalt zwischen Glaube und Wissenschaft. Darüber hinaus ist das hier natürlich immer noch ein astreiner Schocker, herausragend inszeniert, exzellent gespielt, Gänsehautalarm.

6: Zum Beispiel Balthasar

Tonnenschwer. Der asketisch-minimalistische Stil von Robert Bresson ist gewöhnungsbedürftig, schlägt aber voll aufs Gemüt, wenn man sich in ihm verloren hat. Zum Beispiel Balthasar lässt sich gerne als Jesus-Parabel deuten, verweist auf Bressons katholischen Glauben, wirkt aber noch mehr, wenn man den Leidensweg des Esels als Allegorie auf die menschliche Existenz selbst versteht. So oder so: Ein todtrauriger Film.

5: Das Leben des Brian

Blasphemisch soll er sein. In unzähligen Ländern wurde er verboten. Dabei ist dieser unfassbar komische Kommentar zu Kirche, Glaube und Religion zu keiner Sekunde herablassend, sondern schlicht und ergreifend der Inbegriff von gelungener Satire. Zielsicherer als Monty Python konnte sich wohl niemand im Comedy-Segment (und diese Einschränkung ist gerade wirklich unangemessen) heiklen Themen annehmen.

4: Licht im Winter

Ingmar Bergman und Gott. Irgendwie eine Hassliebe. Manchmal scheint der Glaub eals Rettungsanker, manchmal scheint der Glaube als Fallstrick. In Licht im Winter hat der Glaube, sprich, der Blick auf Gott, viele Gesichter: Gott ist Liebe. Gott ist Stille. Manchmal ist Gott auchZ weifel. Kein Zweifel besteht an der Brillanz dieses Werkes, wenn Bergman mal wieder verdeutlicht, wie präzise er in die fragilen Seelenleben seiner Protagonisten eintauchen kann.

3: Das Erste Evangelium Matthäus

Pier Paolo Pasolini. In Ehrfurcht möchte man bei diesem Namen zusammenzucken. Vielleicht auch in stiller Einkehr die Hände falten. Vor allem nachdem man sich Das Erste Evangelium Mathäus gesehen hat.In expressionistischen schwarz-weiß Bildern empfindet Pasolini, derAtheist, hier die Lebens- und Leidensgeschichte Jesus Christus nach. In erster Linie aber geht es Pasolini um das Herauskehren einer sozialen Botschaft – Das Erste Evangelium Mathäus nämlich ist ein humanistisches Manifest. Bildgewaltig und illuminierend.

2: Die Passion der Jungfrau von Orléans

Mit Sicherheit einer der virtuosesten Filme, die jemals auf Zelluloid gebannt wurden. Und mit Sicherheit auch einer der schmerzhaftesten.Die Geschichte der Jungfrau von Orleans ist weitreichend bekannt,C arl Theodor Dreyer aber erzählt diese Geschichte als Seelenwanderung. So abstrakt wie wahrhaftig. Kein gesprochenes Wort ist nötig, Dreyers filmische Mittel allein sprechen Bände.

1: Nostalghia

Andrei Tarkowski darf sich an der Spitze wiederfinden. Nichts Neues  für densowjetischen Filmemacher. Ebenfalls nichts Neues: Tarkowski hat sichden Spitzenplatz auch redlich verdient. Ähnlich wie Ingmar Bergman hat sich der Mann Zeit seines Schaffens immer wieder mit religiösen respektive spirituellen Fragen auf ganz persönlicher Ebene auseinandergesetzt. Vielleicht begeistert Nostalghia durch den subtilsten Umgang mit jenen Gewissens- und Sinnfragen, hier nämlich benötigt der Mann nur eine Kerze und eine Hand, die diese umschließt.

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