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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Der schwule Schriftsteller Gabriel Noone (Robin Williams) steckt in einer akuten Lebenskrise, denn sein Lebensgefährte hat sich eine längere Auszeit genommen und damit bricht auch Gabriels sonstiges Leben komplett auseinander. Auch die Gewohnheit, in nächtlichen Radiosendungen aus seinen amüsanten Stadtgeschichten vorzulesen gibt er auf. In der größten Not, erreicht ihn ein Manuskript, die Lebensgeschichte eines todkranken und mißbrauchten Jungen, der am anderen Ende von Amerika stets am Radio Gabriels Geschichten verfolgte. Begeistert von dem Talent des Jungen entwickelt sich eine schwierige Freundschaft über die große Entfernung, bis Gabriel zu vermuten beginnt, daß an der Story des Jungen etwas nicht stimmen könnte...

Kritik

Robin Williams’ Tod ist für so manchen Filmnerd eines dieser Ereignisse, die nur sehr schwerfällig die Tiefen des menschlichen Verständnisses erreichen. Ja, er ist wirklich gegangen, aber es fühlt sich doch gar nicht so an. Die vielen Filme mit Williams, deren DVD-Hülle man stets mit Vorfreude auf spritzigen Humor und dem unglaublich einschmiegsamen Charisma des Mannes aus dem Regal holte, werden nun für ein paar Sekunden andächtig in der Hand gewogen. Seine Komödien machen noch immer Spaß, seine tragischen Arbeiten fesseln noch genau wie vorher. Und doch haben sie eine völlig neue Energie, die so stark ist, dass sie einem die Tränen in die Augen und die Gänsehaut über den Rücken jagt, wenn man ihn beispielsweise in einer Episode von Louis CKs Serie „Louie“ sieht.

Es bleibt dabei unbestritten, dass Robin Williams an einigen großen und zeitlosen Filmen mitgewirkt hat. Er war Peter Pan, ein stacheliges Kindermädchen, ein sorgender Familienvater, ein Erfinder, ein Abenteurer und - in den jungen Jahren des neuen Jahrtausends - oftmals ein Mensch, dem nicht zu trauen war. „The Night Listener“ ist ein Film aus dem Jahr 2006, ein Film, dem viel zu wenig Aufmerksamkeit beschieden war, der Robin Williams als Gabriel Noone zeigt. Gabriel ist ein Radio-Moderator, der nachts unheimliche, unglaubliche oder fantastische Geschichten erzählt und den Fehler begeht, sein privates Leben mit zur Arbeit und seine Arbeit mit nach Hause zu nehmen. Es ist nun nicht so, dass man Gabriel generell misstrauen müsste. Es ist so, dass Gabriel sich selbst nach einer Weile nicht mehr trauen kann.

Gabriel ist von Beginn an ein unzufriedener, etwas verwirrter Mensch. Das geht so weit, bis er glaubt, die Welt und sein primäres soziales Umfeld würden sich gegen ihn verschwören. Er fühlt sich unverstanden und allein gelassen. Zumindest bis er von einem Jungen mit einer wahren Gruselgeschichte konfrontiert wird. Der Junge schreibt, er wäre als Kind missbraucht worden. Er wäre von seinen Eltern an Pädophile verkauft worden. Er leide an AIDS. Dieser Junge rückt aber nie ganz in den Fokus des Films, stattdessen konzentriert sich die Geschichte in aller Ruhe um Gabriels Weltbild und Fassung, die langsam aber sicher aus den Fugen gerät. Er selbst versteht sein Umfeld und sich selbst nicht mehr, gesteht sich aber Letzteres nur ungern ein. Er legt Intimitäten und Geheimnisse in aller Öffentlichkeit dar, braust auf, wenn Kritik des Weges kommt - alles stets in dem verzweifelten Versuch, den Überblick zu bewahren.

Später wird Gabriel von der Pflegemutter des Jungen (Toni Collette, „Little Miss Sunshine“) eingeladen, mit ihnen Weihnachten zu verbringen. Gabriel reist hin und trifft auf die Pflegemutter Donna. Sie ist blind. Sobald er dort an diesem seltsam dunklen Ort angekommen ist, wechselt der Film ganz seicht seinen Kurs und wechselt von dem Fach des Charakterdramas in das des fröstelnden Psychokrimis. Wie geschmeidig dieser Wechsel vollzogen wird, das muss man tatsächlich selbst gesehen haben. So was bekommt der geneigte Filmfan nicht alle Tage vorgesetzt und muss gewürdigt werden. Ebenso stark verkörpert der Film die vielen kleinen Sticheleien, die Gabriel in seinem Leben austeilt. Er tut das nämlich aus Reflex, nicht mit böser Absicht, sorgt aber dennoch daheim für einen kräftigen Sturm unter der Oberfläche und auf Reisen für Verlust.

Fazit

Mit „The Night Listener“ hat der Regisseur Patrick Stettner ein beeindruckend ruhiges und knisterndes Filmwerk geschaffen, in dem sein Hauptdarsteller Robin Williams einmal mehr brilliert. Hier als dunkler Hybrid des besorgten „Vaters“ und Träumers, den Mr. Williams so oft mimte, verläuft Gabriel sich immer weiter in der Finsternis. Er sieht nicht hin, er lauscht nur. Das ist schließlich sein Job, das ist seine Identität. Das sorgt aber dafür, dass er Fehler begeht, nicht erkennt und immer weiter den Halt verliert. Letztendlich erzählt der Film eine Geschichte über Misstrauen, Furcht und Paranoia. Vor allem aber über Verlust. Über den Verlust des Kindes, den Verlust der Liebe, den Verlust des Gefühls und den Verlust des Verstandes. Eines nach dem anderen und in beliebiger Reinfolge. Robin Williams ist gestorben, seine Filme bleiben erhalten. Und dieser hier muss entdeckt werden!

Kritik: Levin Günther

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