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Der CBS-Journalist Lowell Bergman (Al Pacino) wittert eine gute Story für seine investigative Nachrichtensendung '60 Minutes' im Fernsehen, als er den Wissenschaftler Jeffrey Wigand (Russell Crowe), entlassener Manager der Tabakindustrie, vor das Mikrofon bekommt. Wigand weiß einiges, vor allem über den Zusatz von Suchtmitteln zu dem normalen Zigarettentabak. Leider hat er auch eine Verschwiegenheitsklausel unterzeichnet und gefährdet seine Existenz und die seiner Familie.Doch der Drang zur Wahrheit ist stärker und Wigand gibt das entscheidende Interview. Doch dann geht alles schief: Wigands Familie zerbricht unter dem Druck und dem Terror des Tabakgiganten und CBS hält den Beitrag aus Furcht vor einer Milliardenklage zurück. Bergman, der noch nie einen Informanten sitzengelassen hat, muß sich entscheiden: seine Karriere oder seine Berufsethik...
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Michael Mann (Der letzte Mohikaner) hatte sich selbst ein schweres Erbe auferlegt. Sein bombastisches Krimi-Epos Heat (1995) wurde nicht nur sein frühes Opus Magnum, es wurde der nahezu perfekte Film. Jede darauffolgende Arbeit von ihm müsse sich daran messen lassen und konnte praktisch unmöglich die Erwartungen erfüllen. Umso beeindruckender ist es unter diesen Umständen, mit welcher Selbstverständlichkeit er direkt das nächste Meisterwerk nachlegte. Gut Ding will Weile haben, ganze vier Jahre lagen zwischen Heat und The Insider. Offensichtlich sehr sorgfältig investierte Zeit, was auch die damalige Kritik so wahrnahm. In Preisen schlug sich dies allerdings – wie schon bei seinem Vorgänger – verdutzender Weise nicht nieder: Trotz 5 Golden Globe- und 7 Oscar-Nominierungen ging der Film bei beiden Preisverleihungen leer aus, was hauptsächlich dem ebenfalls fantastischen American Beauty geschuldet war. Das ist dann einfach mal ungünstiges Timing, da der Film aus kommerzieller Sicht eh nie die Chance auf großen Erfolg besaß. Zu wenig „Entertainment“ steckt in Mann’s ohne reißerische Elemente vorgetragenem Medien-Thriller, der gerade dadurch hochspannend und ungemein intensiv den Geist des intelligenten und kritisch hinterfragenden Politkinos der 70er in modernem, perfekt inszeniertem, dennoch unprätentiösem Glanz erstrahlen lässt.

Der reale Fall des von einem großen Tabakkonzerns entlassenen Chemikers Dr. Jeffrey Wigand (Russell Crowe, Unhinged – Ausser Kontrolle), der sich trotz einer Verschwiegenheitsklausel dem investigativen TV-Produzenten Lowell Bergman (Al Pacino, The Irishman) über die skrupellosen Machenschaften der Zigaretten-Industrie offenbarte, sorgte in den frühen 90ern für einen mittelschweren Medienskandal. Michael Mann fügte dem Ganzen zwar schon einige sehr spekulative bis rein fiktive Elemente hinzu, um schlichtweg den Aspekt eines Thrillers besser bedienen zu können, im Kern wird hier jedoch tatsächlich eine wahre Geschichte erzählt. Und genau so fühlt sich The Insider auf wahrlich unangenehme Art an. Realistisch, erschreckend glaubhaft und vor allem wahnsinnig ungerecht. Ein Mann wird aufgrund seiner Integrität nicht nur von heute auf morgen in frappierende Existenzsorgen gestoßen. Er wird eingeschüchtert, bedroht und schlussendlich öffentlich diffamiert. Wir wohnen der gewissenlosen Zerstörung eines sicherlich nicht fehlerlosen Menschen bei, der ausgerechnet dann, als er moralisch völlig korrekt handelt, daraufhin sozial lebendig begraben und auf dem medialen Scheiterhaufen verbrannt wird.

Selbst der mit atemberaubenden Actionsequenzen versehene Heat hätte diese genau genommen gar nicht benötigt, zu sehr verstand es Michael Mann die Geschichte nur aufgrund seiner komplex charakterisierten Figuren und der angespannten, detaillierten Erzählung zu explosivem Spannungs-Kino aufzubauen. The Insider reduziert es ausschließlich darauf und untermauert damit diese These. Die über 2 ½ Stunden Laufzeit vergehen auch ohne jede direkt heraufbeschworene Rasanz wie im Flug, da das zermürbende Schicksal der Hauptfigur ein gesund ausgeprägtes Gerechtigkeitsempfinden mit erschütternder Authentizität auf eine harte Probe stellt. Niemand rät ihm, was das Beste für ihn wäre. Jeder versucht ihn nur dazu zu bewegen, was das Beste für sie selbst ist. Industriell-mediale Machtkämpfe, ausgetragen auf dem Rücken eines bedauernswerten Individuums. Großen Anteil hat daran Russell Crowe, dessen Oscar für Gladiator ein Jahr darauf fast wie eine verspätete Wiedergutmachung für die Missachtung seiner wohl besten Karriereleistung erscheint (der Jeremy Irons-Effekt). Sein zurückgenommenes, aber in gewissen Momenten beinah implosives Spiel ist unfassbar und degradiert selbst alte Haudegen wie Al Pacino oder Christopher Plummer (Beginners) zu Helden aus der zweiten Reihe. The Insider ist für ihn das, was Heat für Michael Mann war: Sein Opus Magnum, sein Ritterschlag. Etwas, was er so wohl nicht mehr übertreffen wird, aber etwas, an dem er sich immer orientieren kann und in dessen Schatten allein noch genug Platz für wirklich Großes ist.

Fazit

Ein stiller Gigant: „The Insider“ ist das oft übersehene Meisterwerk von Michael Mann, welches neben dem unantastbaren „Heat“ seine bis dato besser Arbeit darstellt. Ohne großes Spektakel berichtet dieser hochspannende, intensive und fantastisch gespielter Film über einen erschütternden, realen Fall und zeigt die unmenschlichen Mechanismen, wenn die Wahrheit nicht konform geht mit wirtschaftlichen Interessen.

Kritik: Jacko Kunze

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