6.3

MB-Kritik

The Amazing Spider-Man 2: Rise of Electro 2014

Action, Sci-Fi, Adventure

6.3

Andrew Garfield
Emma Stone
Jamie Foxx
Dane DeHaan
Colm Feore
Felicity Jones
Paul Giamatti
Sally Field
Embeth Davidtz
Campbell Scott
Marton Csokas
Louis Cancelmi
Max Charles
B.J. Novak
Sarah Gadon
Michael Massee

Inhalt

In dieser Fortsetzung zu "The Amazing Spider-Man" dreht sich alles um Peter Parker, der alle Hände voll damit zu tun hat, einerseits die bösen Jungs zu fangen und andererseits genug Zeit mit der Person, die er liebt - Gwen -, zu verbringen. Und dann steht auch noch der Abschluß an der High-School an! Obwohl Peter Gwens Vater versprochen hat, sich von ihr fernzuhalten, damit er sie nicht in Gefahr bringt, kann er sich an diesen Eid nicht halten. Alles ändert sich aber als mit Electro ein neuer Feind und mit Harry Osborn ein alter Freund auf der Bildfläche erscheinen.

Kritik

Filmkritiken machen manchmal einfach keinen Spaß. Das liegt an Filmen wie „The Amazing Spider-Man: Rise of Electro“. Nach den üblichen Review-Kategorien lässt sich der Film schnell abhandeln: Die Actionszenen sind großartig, wenn auch leicht reizüberflutend. 3D lohnt sich hier ganz besonders und alle Schauspieler spielen eben so gut, wie sie es in einer Comic-Umsetzung müssen. Die Handlung hält immer genügend bei der Stange und wartet mit kleinen Überraschungen auf. Dazu frecher Humor von Andrew Garfield und die Erkenntnis, dass der Film stilistisch deutlich überzeichneter daherkommt als die Konkurrenzprodukte „Man of Steel“ oder „The Avengers“. Ob man den Stil gut oder schlecht findet, muss man als Zuschauer sowieso selbst herausfinden.

Diese Auswertung kann man auf einschlägigen Websites inhaltsgleich, aber deutlich ausführlicher, nachlesen. Ziehen wir an dieser Stelle einen Strich drunter: „The Amazing Spider-Man 2“ ist ein Blockbuster ohne größere augenscheinliche Macken. Augenscheinlich. Tatsächlich bietet der Film aber enorme Angriffsflächen, zum Beispiel bei den Themen Trailer-Augenwischerei und Plot. Warum man so etwas vorm Kinostart nicht weiß und sich im Nachhinein darüber ärgert? Weil irgendwann dieser verdammte „Nicht Spoilern“-Kodex eingeführt wurde.

Furchtbar: Wie gern hätte ich eine Warnung vor dem Ben Kingsley-Blödsinn in „Iron Man 3“ gehabt? Oder ein freundliches „Hey Mann...streng genommen hat die Story jetzt auch nicht viel mit „Alien“ zu tun.“ vor „Prometheus“ gehört? Die blöden Spoiler verhindern solche Warnungen. Bei diesem Blockbuster hier verhält es sich allerdings ein wenig anders:

+++SPOILER +++ SPOILER +++ SPOILER +++

Wenn Hauptdarstellerin Emma Stone schon vor Monaten in einem Interview verrät, dass ihr Charakter Gwen Stacey stirbt, dann wird man das in der Besprechung zum Film ja wohl auch noch thematisieren dürfen. Denn auf den Tod dieser Figur läuft Teil 2 des Reboots hinaus, so suggerierten es auch viele Trailer und TV-Spots. Und ja: Es ist genau diese düstere Szene im Uhrwerk. Überraschung im Kino gleich Null. Ob das nun geschicktes teasern seitens Sony war, ist beim Tode Gwen Stacys zumindest noch ein streitpunkt, da wir, die Zuschauer, ja sensationsgeil sind und manchmal gerade auch ins Kino gehen, weil wir ja endlich mal einen Protagonisten verlieren wollen. Der Umstand, dass Regisseur Marc Webb seine weibliche Hauptrolle überhaupt sterben lässt, zeugt übrigens von einem Mut, den Konkurrent Marvel in den letzten fünf Jahren nicht bewiesen hat. Es vorher so offensichtlich zu gestalten, ist trotzdem unfair gegenüber allen Zuschauern, die nicht sensationsgeil sind und unbefangen in einen Film gehen wollen.

Zurück zu den Trailern. Diese lösten im Vorfeld die Debatte aus, ob mit dem Rhino (Paul Giamatti), Electro (Jamie Foxx) und dem Goblin (Dane DeHaan) nicht zu viele Gegner für platziert werden. Keine Angst! Ihr wurdet sowieso verarscht. Der Rhino ist in den ersten Minuten kurz als Gangster zu sehen und dann erst wieder in der allerletzten Szene zur Stelle. Dann im Kampfanzug und in einer Szene, die genau dann aufhört, wenn sie auch im Trailer endet. Sobald Spidey mit einem Gullideckel zuschlägt, beginnt der Abspann. Spidey hat es tatsächlich nur mit zwei Schurken zu tun, die zwar gut hergeleitet werden, aber letztendlich auch nicht besser oder schlechter sind, als alle Charaktere in den Raimi-Filmen. Zumindest Harry wartet mit einigen netten Motiven auf, die man so vorher nicht vermutet hätte.

Aber diese „wie wurde der Schurke zum Schurken“-Szenen sind in den über zwei Stunden, die übrigens rasant vorbeiziehen, eigentlich auch nur Beiwerk, um im finale ein riesigen Figurenarsenal für die nachfolgenden Filme aufzuziehen. Siehe „The Avengers“-Prinzip. Das einzige Alleinstellungsmerkmal von „Rise of Electro“ ist und bleibt der Tod von Gwen Stacey, der in seiner Wirkung leider genau diesem Fortsetzungsprinzip zum Opfer fällt - zumindest auf emotionaler Ebene. Diese tragische Schlüsselszene erhält leider keinen Raum für emotionale Konsequenzen.

Peter Parker und die Zuschauer dürfen nicht trauern. Wir haben uns seit einem Eingangsmonolog von Gwen auf diesen Punkt hinbewegt, einen Schreck bekommen und müssen sofort weitermachen. Wäre das Franchise nicht so sehr unter Zugzwang und müsste in den letzten 15 Minuten „ The Amazing Spider-Man 3“ vorbereiten, dann wäre „The Amazing Spider-Man 2“ vielleicht ein hervorragender Blockbuster geworden. So bleibt aber nur eine Effektorgie, die lange auf den Tod einer Hauptfigur hinarbeitet, diesen allerdings keine fünf Minuten später auch schon wieder abhakt und den Helden zurück auf die Straße schickt. Man wünscht sich tatsächlich wieder die ruhig erzählten Raimi-Filme zurück, in denen Peter Parker tatsächlich zweifeln und weinen durfte.

„Rise of Electro“ ist der Mittelpunkt einer Trilogie. Auch wenn es einen vierten Teil geben wird, ist Regisseur Marc Webb nur für drei Filme an Bord. Als schwieriger Mittelteil wäre der Abschied von Gwen ein großer Moment gewesen und hätte den Film in –für das Genre - unüblich emotionale Sphären hieven können. Da die Gefühlswelten des Hauptdarstellers allerdings komplett der nächsten Actionszene und dem langen anteasern des nächsten Films zum Opfer fallen, bleibt die Handlung von „Rise of Electro“ allerdings nur als rasche Abfolge aufregender Szenen ohne nachhaltige Wirkung hängen. 

Fazit

„Rise of Electro“ bietet überzeugenden Bombast, fällt inhaltlich aber seinem eigenen Fortsetzungs-Zwang und dem furchtbaren Marketing zum Opfer. Trailer und Bilder haben hier tatsächlich schon alles gesagt, trüben den Bilderrausch dadurch enorm und untergraben eine eigentlich ganz gute Geschichte. Aufregend und hassenswert zugleich.

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