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Quelle: themoviedb.org

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Inhalt

Die junge, attraktive Céléstine wird als Hausmädchen einer herrschaftlichen Familie auf dem Lande engagiert. Doch die aussichtsreiche Stelle entpuppt sich als Trugbild der Dekadenz: Die Hausherrin ist kleinlich und intrigant, ihr Gatte steigt Céléstine permanent nach, der Schwiegervater lebt seinen Fetisch aus und der Gärtner ist ein niederträchtiger Faschist. Schon bald entschließt sich Céléstine zu kündigen und nach Paris zurückzukehren, doch dann geschieht ein Unglück.

Kritik

Luis Buñuel (Tristana), dessen Hang zum Surrealismus sich ebenso wie seine thematischen Vorlieben zur Kritik der Klassenordnung (vorrangig der Bourgeoisie) und der Kirche durch seine Filmographie ziehen, hat mit Tagebuch einer Kammerzofe eine für ihn typische Geschichte verfilmt: Die junge Céléstine (Jeanne Moreau, Die Ausgebufften) soll als Kammerzofe für ein wohlhabendes Haus auf dem Land arbeiten, in dem sie direkt in einen habituellen Konflikt gerät. Sie selbst gehört zu den Proletariern und identifiziert sich mit den Arbeitskräften im Haushalt, die unter den Macken ihrer Vorgesetzten leiden. Céléstine ist jedoch aufgrund ihrer Schönheit und ihres zu Beginn recht zurückhaltenden Charakters von besonderem Interesse für die spießbürgerlichen Männer im Haushalt, muss die Belästigungen ertragen und wird zur Leinwand manch patriarchaler Phantasie. 

Buñuel geht hier sehr spitzfindig vor, indem er das eigentliche Problem nicht in der Bourgeoisie, sondern im Klassensystem an sich erkennt. So bringt er trotz offensichtlicher Sympathien in einigen Szenen Verständnis für die Ursachen des teils widerlichen Verhaltens der Oberschicht auf. Ähnlich wie in Der diskrete Charme der Bourgeoisie gehen Verachtung bzw. Spott mit analytischem Verständnis einher und bilden damit ein facettenreiches Bild der Macht, die die Oberschicht nach unten ausübt, und der Angst so wie der Sehnsüchte, die oft die Ursachen für den Machtmissbrauch darstellen. Auch eine feine, wenn auch nicht in den Vordergrund tretende, Kritik am religiösen Fundamentalismus wird formuliert und mit Antisemitismus und Patriotismus als konservative Macke enttarnt, die die Oberschicht durchzieht. 

Ein Mordfall, der einen Krimi-Plot im Film etabliert, findet seine Funktion in zweierlei Dingen: Zum einen soll ein emanzipatorischer Rahmen für Celestine geschaffen werden, in dem sie eine Art Rache erleben darf. Zum anderen wird ihr genau durch diesen Rahmen ein wenig Schuld angehaftet, was sie von dem Klischee der "braven Kammerzofe" befreit. Insgesamt betrachtet intendiert  Buñuel eine Destruktion solcher Strukturen, die die Ungleichheit fördern, und ist bemüht, das Gleiche im Menschen zu entdecken. Er versucht jedem Charakter ein wenig Schuld anhaften zu lassen, das Klassensystem an sich zu kritisieren und mit dem Klischee der schwachen Frau aufzuräumen. So bereichert Tagebuch einer Kammerzofe seine Filmographie um einen weiteren sehenswerten Film, der zwar inszenatorisch nicht mit seinen großen Werken mithalten kann, stringent und kaum surreal ausfällt, aber dennoch intelligente Beobachtungen anstellt.

Fazit

"Tagebuch einer Kammerzofe" studiert den Haushalt einer Familie aus der Oberschicht und kommt dabei zu spitzfindigen Resultaten: Die Bourgeoisie - von ihren Ängsten und Sehnsüchten geleitet - ist durchzogen von diskriminierenden und konservativen Ideologien, die repressiv auf die Arbeiterschicht einwirken. Der Film versucht dabei die Gleichheit im Menschen zu finden und räumt auf sehenswerte Art und Weise mit patriarchalen Strukturen und dem Klassensystem auf. 

Kritik: Maximilian Knade

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