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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Der Krimiautor Andrew Wyke hat Wind davon bekommen, dass seine Frau seit geraumer Zeit ein Verhältnis mit dem Friseur Milo Tindle hat. Um diese missliche Lage von Mann zu Mann bereden zu können, lädt er ihn auf sein schmuckes Anwesen ein. Wyke ist nicht abgeneigt, sich von seiner Frau zu trennen, zumal er selbst eine Affäre pflegt, fürchtet aber einen erheblichen finanziellen Verlust durch die Scheidung. Deswegen schlägt er Tindle vor, dass dieser die Juwelen seiner Frau stiehlt, was dem Krimiautor ein hübsches Sümmchen durch die Versicherung bringen würde und dem Friseur durch den Verkauf der Beute ein sorgenfreies Leben ermöglichen könnte. Als Tindle einwilligt, beginnt ein Spiel, dessen Ausgang beide nie für möglich gehalten hätten.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Matrosenpuppe, Clownsmaske und ein perfides Spiel der Doppelgesichtigkeit

Bisweilen wundert man sich schon darüber, was die Filmschaffenden geritten hat, wenn sie sich für ein Remake eines unsterblichen Klassikers entscheiden. Einerseits ist es durchaus nachvollziehbar, dass ein bewährter, das Publikum begeisternder Stoff mit neuartigen technischen und finanziellen Möglichkeiten auf andere Weise zum Leben erweckt werden kann. Andererseits besteht zurecht der Verdacht auf ein gewisses Maß an Einfallslosigkeit auf Seiten der Filmemacherund das Motiv der bis zur Blutleere gemolkenen Geldkuh, was das Ideengut der Originalvorlage angeht. Auch bei Kenneth Branaghs „1 Mord für 2“ mit Jude Law und Michael Caine in den Hauptrollen können dem Zuschauer derartige Gedanken durch den Kopf gehen, ist der Film doch ein waschechtes Remake des 1972 in den Kinos erschienenen „Mord mit kleinen Fehlern“. Beide Werke basieren auf dem Theaterstück Sleuth von Anthony Shaffer. Ein Quäntchen Nachsicht kann man in diesem Fall des Abkupferns jedoch walten lassen, wenn man bedenkt, dass „1 Mord für 2“ ganz im Sinne einer Modernisierung des Stoffes drastischere Töne anschlägt. Darüber hinaus bewiesen die Verantwortlichen ihre Liebe zum Kern der Originalvorlage, indem sie den in der Zwischenzeit um 35 Jahre gealterten Michael Caine seine Gegenrolle in dem Zwei-Mann-Stück spielen ließen. Dennoch die Frage: hat ein Geniestreich wie „Mord mit kleinen Fehlern“ aus dem Jahr 1972 ein Remake nötig?

Die erste Filmfassung erhielt die Ehre, nach einem eigenhändig von Anthony Shaffer verfassten Drehbuch inszeniert werden zu können. Diese Aufgabe übernahm der vierfach oscarprämierte Regisseur und Drehbuchautor Joseph L. Mankiewicz, der mit Filmen wie „Ein Brief an drei Frauen“ (1949) und „Alles über Eva“ (1950) Erfolge feierte. Mit der Verfilmung des Theaterstücks Sleuth beschloss Mankiewicz seine Karriere als Regisseur mit einem donnernden Paukenschlag. Das Kammerspiel konzentriert sich ganz auf die beiden schillernden Charaktere Andrew Wyke, den exzentrischen Krimiautor, und Milo Tindle, den geschniegelten Friseur. In diesen beiden einzigen Rollen des Films überbieten sich Laurence Olivier und Michael Caine gegenseitig, indem sie sich geradezu in einen virtuosen Rausch darstellerischer Finessen befördern. Über die Gesamtlänge von mehr als zwei Stunden steigert sich ihr physischer Ausdruck als Spiegel der zum Zerreißen gespannten Psyche kontinuierlich und konsequent. Denn „Mord mit kleinen Fehlern“ ist so viel mehr als ein netter Kriminalfilm.

Gemeinsam mit dem spielvernarrten Wyke und dem aufrichtigen Tindle macht der Zuschauer eine unfassbar ereignisreiche Entwicklung durch, deren letzte Konsequenz vollkommen unvorhersehbar ist. Denn was als geistreiches verbales Duell beginnt, bahnt sich bevor man sich versieht, seinen Weg durch die Lachmuskeln des Zuschauers und endet letztendlich in der Kältestarre des Schreckens. Ohne große Übertreibung ist hier ein Kultfilm entstanden, dessen Status sich aus seiner originellen, hoch intellektuellen Auffassung eines tiefgreifenden zwischenmenschlichen Psychogramms speist. Was sich dazwischen dem Autor und dem Friseur abspielt, lässt sich im Anbetracht ihrer harmlos klingenden Berufe nicht im Geringsten vorausahnen. Der Film ist ein hochkreatives, doppelbödiges Katz-und-Maus-Spiel, an dem Alfred Hitchcock, der Master of Suspense höchstpersönlich so großen Gefallen fand, dass er Anthony Shaffer engagierte, um das Drehbuch für seinen Film „Frenzy“ zu schreiben.

Ein Bruchteil eines Schwachpunkts liegt in diesem Fall in der nicht ganz makellosen Dramaturgie, die gelegentlich Zweifel am Realismus der Charakterreaktionen aufkommen lässt. Davon abgesehen übersteigt „Mord mit kleinen Fehlern“ bei weitem den Horizont eines herkömmlichen Kriminalfilms, da er sein eigenes Genre gekonnt parodiert und unter unzähligen Anspielungen auf populäre Klassiker den Maßstab zu sprengen vermag. Zu recht wurden beide Darsteller, die Regie und die Filmmusik 1973 für einen Oscar nominiert. In einem anderen Jahr hätte das Werk auch den ein oder anderen Goldjungen mit nach Hause genommen, doch 1973 war unglücklicherweise das Oscarjahr von„Der Pate“. Um auf die Anfangsfrage zurück zu kommen, muss gesagt werden, dass dieser zeitlose Meilenstein des Kriminalfilmgenres nicht wirklich eines Remakes bedurft hätte. Auf technischer und damit auch visueller Ebene hat man nicht mehr herausholen können, die schauspielerischen Leistungen sind begnadet und nahezu unerreichbar, die Musik könnte passender nicht sein und die Regie beweist ein scharfes Auge für den Wechsel zwischen Dynamik und stilvoller Statik in Abhängigkeit von Personenkonfrontationen und detailreichen Kulissenarrangements.

Fazit

So mancher Regisseur erträumt sich einen derartigen Karriereabschluss, wie es Joseph L. Mankiewicz mit „Mord mit kleinen Fehlern“ gelungen ist. Er schuf einen überragenden Kriminalfilm, der den Genrebegriff hinfällig macht, indem er den Stoff auf eine psychologische, reflektierende Ebene hebt. Die Grenzen zwischen intellektuellem Spiel und psychischer Folter, Realität und Inszenierung verschwimmen bis hin zur Unkenntlichkeit, sodass derZuschauer ein ums andere Mal aus der Bahn der konservativen Erwartungen geworfen wird. „Mord mit kleinen Fehlern“ ist ein filmisches Werk mit kleinen Fehlern, die in heller Begeisterung über das darstellerische Niveau und den grenzenlosen Einfallsreichtum von Autor und Regie sang- und klanglos untergehen. Ein Meisterstück, das alle Erwartungen übertrifft.

Kritik: Jonas Göken

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