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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Tomek lebt in Gubin an der deutsch-polnischen Grenze. Er liebt die Sterne. Statt bei seinem Vater in der Fußballmannschaft zu trainieren, verbringt er seine Zeit lieber mit dem pensionierten deutschen Lehrer Herr Weber, der in einem ehemaligen Grenzturm eine Sternwarte einrichten will. Was noch fehlt, ist ein Teleskop, viel mehr das Geld dafür. Als Tomek Marta kennenlernt, so alt wie er und um einiges abgeklärter, werden die Sterne nebensächlich. Es wird wichtig, sich gut zu kleiden, hip zu sein. In der Disko "La Strada" gerät Tomek an den Zuhälter Borys und in einen Teufelskreis aus Prostitution und Gewalt, aus der es bald schon kein Entkommen mehr für ihn gibt. Er prostituiert sich, wird selbst zum Zuhälter und schreckt nicht davor zurück, seinen besten Freund Ciemny zum Anschaffen zu schicken. Wird Tomek den Absprung schaffen?

Kritik

Seit 2004 ist Polen Mitglied der EU. Die EU, dieses Konglomerat von Dekadenz, Gottlosigkeit und Konsumgier! Was soll da nur aus den Kindern werden? Robert Glinskis fragwürdiger Mix aus Kinderfilm und Sozialdrama gibt die Antwort: minderjährige Prostituierte. Ausgebeutet werden sie von Vertretern einer spezifischen Gesellschaftsgruppe, die diesen materialistischen westlichen Sittenverfall personifiziert. Homosexuelle! Sie verderben die postsozialistische Jugend, deren von EU-Werbung verblendete Eltern der Pervertierung ihrer Kinder hilflos gegenüberstehen. Der 15-jährige Hauptcharakter (Filip Garbacz), seine Angebetete Marta (Anna Kuley) und der ältere Chiemny (Daniel Furmaniak) sitzen in einem tristen polnischen Grenzort, dessen soziale und wirtschaftliche Situation Tomek beschreibt: „Alle haben Probleme.“ Romantisches Zitat: Wir alle stehen in der Gosse, aber manche blicken zu den Sternen. So auch Tomek, der von einem Observatorium träumt. Marta denkt praktischer, sie will einen reichen Verehrer. Dafür muss sie makellose aussehen und will Verneers. Bezahlen soll Tomek, den sie dazu manipuliert.

Perfide weibliche Eitelkeit und Koketterie! Wie die gierige Fischersfrau hat Marta immer den nächsten Wunsch. Es gibt noch eine überforderte Mutter und eine partytolle Schwester, aber das abfällige Frauenbild des Films ist nur eine Nebenerscheinung der geballten Schwulenfeindlichkeit. Tomek beginnt aus Geldmangel wie Chiemny für den schwulen Zuhälter Borys (Tomasz Tyndyk) zu arbeiten. Die Kunden sind Deutsche, schwule natürlich. Homosexualität und Pädophilie sind bei Glinski untrennbar verbunden. Der fragile Hauptcharakter sagt dem gerade erwachsenen Chiemny, er sei zu alt für Prostitution. Die Botschaft ist eindeutig: Schwule suchen nur blutjunge Opfer. Kurz bevor Polen dem Schengenraum beitritt, malt sich der Regisseur und Co-Drehbuchautor genüsslich aus, wie schlimm es dann würde. Als Tomek und Marta mal rüber nach Deutschland schauen, sind die Straßen sauber und die Läden teuer. Hinter der blitzblanken Fassade lauert das Böse in Gestalt von sexuellen Abweichlern, die unbehelligt Paraden feiern. Bilder vom Berliner CSD werden zum Aufmarsch der sexuellen Bedrohung vor den Kids. 

Das positive Gegenbild dazu ist ein Kirchentag, bei dem Tomek unbeschwert Kind sein darf. Aber auch das finanzstarke Europa sei gewarnt: vor korrumpierte junge Mädchen aus Osteuropa wie Marta und Tomeks Schwester. Solche ominöse Drohszenarien sollen im Publikum offenbar obskure Ängste vor einem vermeintlich verwahrlosten, delinquenten Prekariat der ärmeren EU-Länder schüren, während umgekehrt die verhältnismäßige Toleranz der westlicheren Länder als geduldete Perversion hingestellt wird. Den Laiendarstellern merkt man ihre Unerfahrenheit deutlich an. Die Bildsprache ist denkbar plakativ. Das Feuerwerk anlässlich des Schengenabkommens verkündet Tomeks erste sexuelle Erfahrung – mit einem deutschen Freier. Polnische Schwule existieren bei Glinski nicht, genau wie polnische Freier. Identifikation ist auf beiden Seiten nicht gewollt. Jeder soll sich abgrenzen und einmauern in seiner kleinen rechtsnationalen Welt.

Fazit

Glinski bedient sich des hochemotionalen Themas der Kinderprostitution, um ein Stück kruder rechtskonservativer Hetze gegen Schwule zu konstruieren. Dass der Film trotz der gravierenden künstlerischen Mängel Anklang fand, ist ein bedrückendes Zeichen für die wachsende Akzeptanz solch radikalistischer Haltungen. Statt einer glaubhaften Entwicklung gibt es den Werdegang vom Unschuldslamm zum Verbrecher in Zeitraffer, getoppt von einem Schlag mit der demagogischen Moralkeule.

Kritik: Lida Bach

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