5.3

MB-Kritik

Hellboy - Call of Darkness 2018

Action, Sci-Fi, Adventure, Horror, Fantasy

5.3

Mark Stanley
Brian Gleeson
Nadya Keranova
Maria Tepavicharova
Ana Tabakova
Milla Jovovich
Penelope Mitchell
Terry Randal
Ian McShane
David Harbour
Mario de la Rosa
Christopher Mata
Atanas Srebrev
Atanas Srebrev
Michael Heath
Alistair Petrie

Inhalt

Im Kampf gegen das Böse kann es nur einen geben: Halbdämon Hellboy (David Harbour)! Mit geschärftem Schwert, glutroten Hörnern und legendärer Eisenfaust hat er diesmal eine ganz besonders apokalyptische Mission: Er muss die mächtige Hexe Nimue (Milla Jovovich) und das Monster Gruagach stoppen, die zusammen mit einer Reihe weiterer mythischer Wesen, Tod und Zerstörung unter die Menschen bringen wollen. Doch dafür brauchen sie Hellboy. Denn seine Bestimmung war einst, selbst den Weltuntergang zu starten – bis sein Ziehvater Professor Broom (Ian McShane) ihn auf die gute Seite holte und als Spezial-Agent gegen die Monster dieser Welt einsetzte. Während Hellboy nun von Broom für einen Auftrag nach London geschickt wird, zieht Nimue eine Schneise der Verwüstung durch ganz England. Und plötzlich sehen sich Hellboy und seine Mitstreiter Alice (Sasha Lane) und Ben (Daniel Dae Kim) nicht nur mit einer Armee der Finsternis konfrontiert, sondern auch mit ureigenen Dämonen. Die blutrote Schlacht kann beginnen!

Kritik

Es gab immer wieder Hoffnungsschimmer aber am Ende stand doch die Gewissheit, dass einen keinen dritten Hellboy-Film von Oscar-Preisträger geben wird. Der Trübsal war groß, immerhin lieferte er vor allem mit Hellboy II - Die Goldene Armee einen echten Primus des phantastischen Films ab. Aber letztlich geht es dann doch um die nackten Zahlen und die besagten, dass ein Hellboy 3 nicht lukrativ genug ist. Anders sah das aber wohl mit einem Reboot aus, dass nun unsere Kinos erreicht. Statt del Toro führte die Regie und statt Sons of Anarchy-Anführer verkörpert nun Stranger Things-Sheriff den großen Roten, mit den abgeschliffenen Hörnern.

Im Vorfeld wurde deswegen ewig herum gemosert. Wie soll ein Filmemacher wie Marshall in del Toros Fußspuren passen? Einfache Antwort: Gar nicht. Der britische Regisseur hat eben seinen eigenen Stil. Wer Marshalls Filmarbeiten kennt, etwa The Descent - Abgrund des Grauens, Doomsday - Tag der Rache oder Centurion - Fight Or Die, weiß, dass seine Werke auch eine eigene Stilistik haben. Marshall dreht B-Movies, die trotz moderner Technik und Verfahren die Luft vergammelter Videotheken ein- und ausatmen. So ist das auch beim Hellboy-Reboot. Ob das gefällt steht auf einem anderen Blatt, aber die Behauptung, dass Marshalls Filme keine eigene Handschrift haben, ist falsch.

Bei Hellboy - Call of Darkness merkt man diese Handschrift immer wieder. Das Bild sieht immer etwas ausgewaschen aus, die Action ist viel direkter und derber inszeniert und die Figuren verhalten sich größtenteils so, als ob sie direkt aus einem Eighties-Actioner kommen. Auch von del Toro erzählerischer Verhandlung über Hellboys Dasein als Außenseiter ist nicht mehr viel übrig. Das ist bedauerlich, andererseits ist es schön zu sehen, wie selbstbewusst sich Marshall der Welt des Teufelsjungen annimmt. Hier haben wir es mit einem Filmemacher zu tun, der nicht zurückblickt, sondern sehr geradlinig seiner eigenen Tour folgt.

Die Angehörigkeit zum B-Movie merkt man Hellboy - Call of Darkness vor allem immer wieder dann an, wenn die Spezialeffekte aus dem Rechner stammen. Wer sich also an sichtbaren CGI-Effekten stört, sollte lieber einen Bogen um das Reboot machen. Allerdings fügt sich die Qualität der visuellen Effekte in die Gesamtheit der Stilistik wunderbar ein. Darüber hinaus verfügt Hellboy - Call of Darkness auch über eine beachtliche Anzahl praktischer Effekte. Vor allem die böse Hexe Baba Jaga sieht wirklich furchterregend gut, bzw. abscheulich aus und sorgt für eine der besten und atmosphärischten Szenen im gesamten Film.

Weniger gelungen ist der neue Hellboy allerdings in seiner Erzählung. Die ist so vollgestopft von Exposition, dass das Script von Andrew Cosby (Eureka) selbst zehn Minuten vorm Abspann immer noch dies und das erklärt. Dazu wird leider wieder die Origin-Story von Hellboy hervorgeholt und zu lang thematisiert. Das ist zum einen verständlich, weil die Macher die Figur natürlich auch einem neuen Publikum vorstellen müssen, allerdings wird die Ursprungsgeschichte des großen Roten nicht schnell zu Beginn abgehakt, sondern gerade dann, wenn der Film kurz davor ist ein gutes Pacing zu erreichen. Ärgerlich, wenn auch nicht so schlimm, denn…

Hellboy - Call of Darkness macht wirklich enorm viel Freude, wenn man das Reboot zum einen nicht in den direkten Vergleich mit del Toros zwei Filmen setzt und wenn man offen ist für diese Art moderner B-Movie-Unterhaltung. Trotz seiner Fehler (es sei auch erwähnt, dass das Script ein wenig zu oft in Richtung Sequel schielt) ist Neil Marshall ein kurzweiliger Genre-Spaß gelungen. Sonderliche Tiefe und interessanten Figurenentwicklung gibt es leider nicht, dafür eine wunderschön kohärente Ästhetik mit deutlichen Schund-Vibe. Wenn man so will, ist Hellboy - Call of Darkness das Dosenbier-Sixpack unter den aktuellen Comic- und Superheldenfilmen: derb und prollig.

Das wird auch deutlich beim Härtegrad. Wer dachte, dass Neil Marshall es bei Hellboy - Call of Darkness etwas sanfter zugehen lässt, der hat sich geirrt. Auch in seiner bisher größten Filmproduktion wird ordentlich Kunstblut (digital wie analog) vergossen. Da werden Körperteile abgehackt, Kehlen herausgerissen, Gesichter deformiert und wer mitgezählt hat, wie viele Monster und Menschen im gesamten Film zerrissen werden, darf das gerne in die Kommentare schreiben. Zweifelsohne, vor ein paar Jahren hätte der Film ohne Kürzungen keine FSK16-Freigabe erhalten.

Fazit

Statt sich der Stilistik und Ästhetik der Vorgänger anzubiedern, zieht Regisseur Neil Marshall hier konsequent sein eigenes Ding durch. Das Ergebnis ist derbe, direkt und prollig, hat erzählerische Makel, trägt aber das Herz am rechten Fleck. „Hellboy – Call of Darkness“ ist ein richtig schönes, sättigendes B-Movie und mehr will es eigentlich auch gar nicht sein.

Autor: Sebastian Groß
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