5.9

MB-Kritik

Hard Powder 2018

Action, Comedy, Drama, Crime, Thriller

5.9

Liam Neeson
Laura Dern
Micheál Richardson
Michael Eklund
Bradley Stryker
Wesley MacInnes

Inhalt

Willkommen in Kehoe! Das Thermometer zeigt Minus 10 Grad in dem glitzernden Skigebiet in den Rocky Mountains. Der Schneepflugfahrer Nels Coxman führt mit seiner Familie ein beschauliches Leben, bis sein Sohn sich mit dem schillernden Drogenboss Viking einlässt – und auf dessen Befehl ermordet wird. Rasend vor Wut legt sich Nels mit dem mächtigen Kartell an. Und auch wenn sein Wissen über Mord und Totschlag bislang nur aus Krimis stammt: Ein Drogengangster nach dem anderen fällt seiner Rache zum Opfer. Während Nels immer mehr Männer verschwinden lässt, macht Viking seinen langjährigen Rivalen White Bull verantwortlich. Die Situation eskaliert in einen wahnwitzigen Bandenkrieg, und die strahlenden Hänge der Kleinstadt leuchten bald blutrot.

Kritik

Dass Regisseure Remakes ihre eigenen Filme drehen ist weder eine Seltenheit noch gängige Praxis. Zu den bekanntesten Beispielen zählen gewiss Alfred Hitchcock, der 22 Jahre nach Der Mann, der zuviel wusste diesen neuverfilmte, Michael Mann, der aus L.A. Takedown den Klassiker Heat machte, oder , der seinen Thriller Nightwatch - Nachtwache neu mit Freeze - Alptraum Nachtwache auflegte. Der norwegische Filmemacher (Erlösung - Flaschenpost von P) gesellt sich nun auch in diese illustre Reihe, in dem er seine schwarzhumorige Tragikomödie Einer nach dem Anderen fürs nordamerikanische Publikum erneut abliefert.

War es im Original (Marvel's The Avengers), der den Mord an seinem Sohn rächte, ist es im Remake (Unknown Identity). Abgesehen von der Änderung im Cast und der Verlegung der Handlung von Norwegen nach Colorado, ist die Neuverfilmung im Prinzip eine exakte Kopie des ursprünglichen Films. Im direkten Vergleich wurden wirklich nur Nuancen geändert, die zu keiner Zeit ins Gewicht fallen. Im Grunde ist Hard Powder (OT: Cold Pursuit) kein wirkliches Remake, sondern mehr eine filmische Abpausung. Ein gutes Remakes zeichnet sich nämlich vor allem dadurch aus, dass neue Ideen, Aspekte oder Ansichten integriert werden. Davon ist hier aber keine Spur zu finden. Hard Powder wurde wahrscheinlich wirklich nur für US-Zuschauer gemacht, die nicht gewillt waren Einer nach dem Anderen mit englischen Untertiteln zu schauen.

Wobei Hard Powder vermutlich auch hierzulande mehr Zuschauer ins Kino lockt, weil Liam Neeson dann doch ein größerer und bekanntere Name ist als Stellan Skarsgård. Und wer das Original nicht kennt, wird mit dem Remake einen lakonischen, oftmals brutalen und stets tragisch untermauerten Rachefilm erhalten, der vor allem mit seiner rabenschwarzen Komik punktet. Wer aber Einer nach dem Anderen gesehen hat, erhält absolut nichts, was eine Sichtung von Hard Powder gerechtfertigt. Blendet man also aus, dass es sich um eine Neuverfilmung handelt, erhält man einen durchaus effektiven und annehmbaren Film. Doch brauchen Kenner des Originals eine Kopie und jede Art von Eigenheit? Eher nicht.

Daneben könnten Fans von Liam Neeson auch enttäuscht werden. Denn wer hofft hier einen Reißer in Form der 96 Hours-Filme zu bekommen, schaut ordentlich in die Röhre. Hard Powder bietet kaum wirkliche Actionszene, das Pacing ist ruhig und selbst wenn Neeson aktiv dafür sorgt, dass es in Colorado weniger Gangster gibt, ist das ganze fast schon meditativ in Szene gesetzt. Hard Powder wird also bei Fans des Originals sowie bei Anhänger von Action-Neeson für lange Gesichter sorgen. Auch etwas enttäuschend ist, dass die Nebenfiguren trotz interessanter Ansätze letztlich keine wirklich allzu große Funktion einnehmen. So verkommt (Shameless) als engagierte Polizistin einzig und allein als Initiatorin für mittelmäßige Gags.

Fazit

Wer das Original nicht kennt und keinen actionorientierten Reißer erwartet, erhält einen schwarzhumorigen, lakonischen und ruhigen Rachefilm. Wer allerdings den Ursprungsfilm gesehen hat, wird hier absolut nichts Neues oder gar Eigenes finden. „Hard Powder“ ist kein wirkliches Remake, sondern mehr eine unnötige Kopie.

Autor: Sebastian Groß
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