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Quelle: themoviedb.org

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Frisch aus der Psychiatrie entlassen überfällt Ricky die ehemalige Pornodarstellerin Marina in ihrer Wohnung. Vor einem Jahr hatten sie einen One-Night-Stand, seitdem ist er besessen von ihr. Mit der Geiselnahme versucht er, ihre Liebe für ihn zu erzwingen. Mit erstaunlichen Folgen…

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

-„Wer sind Sie?!“

-„Ich hab‘ Sie vorhin überfallen. Tut’s weh?“

Provokant, kontrovers und freizügig, so präsentierte sich Pedro Almodóvar (Sprich mit ihr) besonders in seiner Anfangszeit bevorzugt und wurde darüber hinaus richtig „gefährlich“, als er sein Handwerk perfektionierte. Mit Matador tauchte er erstmals in das grob umrissene Metier des Thrillers ein, setzte mit Das Gesetz der Begierde noch einen drauf und nach der international umjubelten Beziehungs-Chaos-Komödie Frauen am Rande des Nervenzusammenbruchs – seinem großen Durchbruch abseits seiner Heimat  - wurde er mit seinem bis dato besten Film direkt wieder zum radikalen Spalter. In Spanien wahnsinnig erfolgreich, im Rest der Welt überwiegend verhalten aufgenommen, in den USA gar als semi-pornographisch eingestuft. Angeblich würde das von Almodóvar vorher so stark portraitierte Frauenmodell erniedrigt und vorgeführt, so ungefähr der Tenor des empörten Feedbacks. Oberflächlich mag das so erscheinen, aber nur wenn man sich aufgrund der nacherzählten Handlung gegen die Empathie der Geschehnisse sperrt, die wohl nur jemand wie der stets streitbare Almodóvar derartig verblüffend auf den Punkt bringen kann.

„Wie lange muss ich noch warten, bis du dich in mich verliebst?“

Ricky (Antonio Banderas, Der 13te Krieger) darf nach einer langen Psychiatrie-Karriere endlich legal an die frische Luft, geheilt sieht aber normalerweise anders aus. Erste Amtshandlungen: Ein Messer klauen und ein Herz kaufen. Beides für seine Angebetete, die ehemals drogensüchtige Pornodarstellerin Marina (Victoria Abril, Kika), die nun versucht mit der Rolle in einem Horrorfilm ein halbwegs seriöses Leben zu beginnen. Die guten Vorsätze werden abrupt gestoppt, als Psycho-Ricky sich mit den stibitzten Schlüsseln Zutritt zu ihrer Wohnung verschafft, ihr im Eifer des Gefechts eine heftige Kopfnuss verpasst und sie fortan als Geisel hält. In der Erstreben, dass sich das Objekt seiner unbändigen Begierde irgendwann in ihn verlieben wird. Koste es, was es wolle. Ein schwieriges Unterfangen, gerade bei dem holperigen Start und unter den Rahmenbedingungen, aber Ricky legt sich mächtig ins Zeug. Der geht schon in einem frühen Status ihrer noch brüchigen Beziehungen Gassi mit ihr, damit sie die richtigen Schmerzmittel bekommt. Zieht höchstpersönlich Straßen-Dealer(innen) ab, bezieht dafür aber später ordentlich Dresche. Davor wird sogar auf Knebel-Pflaster-Wünsche eingegangen und sich beim Fachhändler akribisch beraten, damit es beim Abreißen nicht so schmerzt. Wenn das nicht Liebe ist. Das muss früher oder später auch Marina einsehen und dann steht dem nur leicht erzwungenen Glück kaum noch was im Wege…außer den gesamten Umständen und dem nervigen Umfeld, das sich nach dem „Verschwinden“ des Sorgenkindes so seine Gedanken macht.

Pedro Almodóvar nährt sich erstmals richtig dem Horrorfilm an, zitiert sehr offensiv Klassiker der 50er & 60er, aber belässt es bei diesen Genre-Referenzen. Denn eigentlich ist Fessle mich nur eine Steigerung seiner komplizierten Beziehungskisten, diesmal höchst sarkastisch auf die Spitze getrieben. Eine perfide und bedrohliche Geiselnahme entwickelt sich zur fürsorglichen, auf eine bizarre Art herzlichen Stalker-Romanze, die Erwartungshaltungen clever ad absurdum führt. Sogar dafür sorgt, dass möglicherweise als sexistisch zu bewertende Tendenzen ganz natürlich abgefedert werden. Weil Almodóvar’s Filme absolut geschlechtsneutral sind. Sie werden immer als extrem feministisch dargestellt, was jedoch nur auffällt, weil Frauen bei ihm stets wichtig sind. Und dahingehend alles erlaubt und denkbar ist, unabhängig der Gender-Zugehörigkeit und sexuellen Präferenz. Fessle mich verkauft eine auf dem Papier skandalöse Liebesgeschichte total glaubhaft und sogar zärtlich, wie man es kaum vorher prognostizieren würde. Ein wunderbarer und sehr streitbarer Film, der so wie er ist genau sein Ziel erfüllt.

Fazit

Hin- und hergerissen zwischen Thriller und grotesker Love-Story, Horrorfilm und sarkastischer Komödie findet „Fessle mich“ eine wahnsinnig überzeugende Mittelebene, die jeden spießigen Kritiken den Wind aus den Segeln neben dürfte. Gegen echte Liebe, Hingabe und Leidenschaft – was willst du dem entgegenstellen? Auch wenn unter sehr sonderbaren Situation geboren. Gerade das beschreibt das Kino von Pedro Almodóvar. Voller Emotionen, ambivalenter, aber glaubhafter Beobachtungen und manchmal auch radikaler Spinnereien. Sie alle machen ihn aus und sein Schaffen so markant. Bis dahin sein Glanzstück.

Kritik: Jacko Kunze

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