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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Momo, Sohn algerischer Einwanderer, und sein bester Freund und Mentor Jacky schlagen sich mit Gelegenheitsjobs und als Kleinkriminelle durchs Leben. Als der schmierige Stéphane Darcy eine internationale Boule-Meisterschaft mit 500.000 Euro Preisgeld ankündigt, wittern Momo und Jacky ihre große Chance. Fortan trainiert Jacky seinen Zögling Momo Tag und Nacht. Trotz aller Ressentiments und mit Hilfe der selbstbewussten Caroline wird Momo ins französische Team gewählt und avanciert bald zum Star und Teamchef. Als der Sponsor jedoch Widerstand gegen den algerisch-stämmigen Momo anmeldet und dieser als vermeintlich illegaler Einwanderer abgeschoben wird, sieht sich Momo vorerst am Ende seiner Träume. Caroline und Jacky geben jedoch nicht auf und überzeugen Momo, sich noch mal ins Rennen zu begeben - diesmal als Chef des algerischen Teams ...

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Französische Filme besitzen oftmals einen ganz eigenen Charme und eine Warmherzigkeit, die es dem Zuschauer leicht macht, über logische und andere Schwächen der Handlung hinwegzusehen. »Eine ganz ruhige Kugel« gibt sich große Mühe, genau dieser Tradition treu zu bleiben: Angesiedelt im sonnigen Süden Frankreichs, abseits der Metropolen in kleinen Ortschaften, auf deren Dorfplätzen mediterrane Gelassenheit und vor allem der Volkssport Boule oder eben »pétanque« praktiziert werden. Schlitzohrige Figuren wie der maghrebstämmige Momo (Atmen Kélif) und der etwas heruntergekommene Jacky (Gérard Depardieu), die vom großen Geld träumen. Dazu ein paar Widerstände in Form von Klischee-Bösewichtern aus verschiedenen Schubladen, eine zuckersüße Romanze, ein paar Gags und die Botschaft, dass Rassismus böse ist. Fertig ist die französische Sommerkomödie.

Doch ganz so leicht, wie die Filmmacher sich das gedacht haben mögen, ist es leider nicht. Auch ein Gérard Depardieu (»Das Labyrinth der Wörter«), der bereits in liebenswerten Filmen als gesellschaftlicher Sonderling zu überzeugen wusste, ist letztlich keine Garantie dafür, dass das immer funktioniert. Die Ausgangsposition von »Eine ganz ruhige Kugel« ist dabei gar nicht so übel, denn Rassismus und Vorurteile — gerade im Sport — sind leider nicht nur in Frankreich ein aktuelles Thema, insbesondere auch verbunden mit dem Konflikt von Fremd- und Eigenwahrnehmung: Sobald es seiner Umgebung passt, wird Momo für sie zum »Araber«, obwohl er in Frankreich geboren und aufgewachsen ist und sich vollständig als Franzose fühlt. Und allein aus einem solchen Konflikt ließe sich — auch im Rahmen einer Komödie — einiges an Potenzial ableiten. Hinzu kommen Aspekte wie Profitgier und die Doppelmoral wirksamer PR-Arbeit, die sicher auch nicht allzu weit hergeholt sind. Wichtige Themen also. Und auch die Idee, den Film rund um das beschauliche Boule anzusiedeln und daraus eine bejubelte Sportart zu machen, birgt eigentlich genau den Charme, den eine gelungene Komödie braucht.

Trotz der guten Voraussetzungen aber ist »Eine ganz ruhige Kugel« leider alles andere als ein Volltreffer. Die rassistisch unterlegten Ungerechtigkeiten, denen Momo vonseiten seines Trainers Martinez (Daniel Prévost, »Der kleine Nick«) oder des Millionärs Darcy (Edouard Baer, »Asterix & Obelix - Im Auftrag ihrer Majestät«) ausgesetzt ist, werden zwar absurd überzeichnet und wecken durchaus leisen Groll. Zur Gänze hinterfragt werden sie aber nie, für die Komik ausgeschlachtet wird lediglich die Oberfläche, anstatt einen Blick in die Tiefe zu werfen. Das verschenkt Potenzial an allen Ecken und Enden. Konflikte werden dramaturgisch eher lustlos inszeniert, kaum ausgeschöpft und ebenso lustlos wieder aus der Welt geschafft. Die Entwicklung zwischen Jacky und Momo, deren alte Freundschaft an Momos plötzlichem Ruhm zu zerbrechen droht, ist dafür das wohl beste Beispiel. Wenngleich es sich um ein nahezu klassisches Motiv handelt, hätte sich hier doch mit sauberer Dramaturgie einiges herausholen lassen. Doch weder gibt es eine konsequente Steigerung des Konflikts noch eine befriedigende Lösung.

Die Gestalt Momos ist darum vielleicht besonders ärgerlich, weil der arme Kerl so gut wie passiv durch die Handlung stolpert. Kaum eine Szene vergeht, in der ihn nicht jemand an der Hand nehmen und ihm beistehen muss: Mal ist das Jacky, mal die resolute Blondine Caroline (Virginie Efira), deren Eloquenz zumindest ein Lichtblick in diesem Drehbuch ist. Aber selbst, wenn man Momo als schüchternen und herzensguten Charakter akzeptiert, der einfach nur Boule spielen möchte, kann man es ihm letztlich kaum abnehmen, dass er sich ähnlich herumschubsen lässt wie eine Kugel beim Boule. Depardieus Rolle als alter Schwerenöter Jacky bietet da schon ein wenig mehr Tiefgang, doch auch hier reicht es sowohl vom Drehbuch her als auch vom schauspielerischen Einsatz nicht für volle Überzeugung. Jacky bleibt so blass, dass es schwer fällt, einen emotionalen Zugang zu ihm zu finden, selbst in dem Moment, in dem ihn seine Frau Isa (Carole Franck) verlässt. Mehr noch: Wenn Jacky schließlich voller Überzeugung behauptet, dass er nur Weltmeister im Boule werden muss, damit Isa zu ihm zurückkommt, ist das so unglaublich ärgerlich und dumm, dass für das Wort »machistisch« kaum noch Atem bleibt. Einen Lacher hat der Russe Depardieu immerhin sicher, wenn sein Film-Ich als Franzose auf der algerischen Einawnderungsbehörde aufkreuzt und verkündet, Algerier werden zu wollen. Doch auch ein augenzwinkernder Querverweis auf die Realität kann »Eine ganz ruhige Kugel« nicht retten.

Dass die Handlung für die deutschen Medien auf eine Weise zusammengefasst wird, die den Schwerpunkten des tatsächlichen Verlaufs kaum gerecht wird und ohnehin den finalen Clou spoilert, ist noch einmal zusätzlich ärgerlich. Insgesamt eine filmische Enttäuschung, auch wenn es einige gute Dialoge und zündende Gags gibt, die durchaus erahnen lassen, was aus »Eine ganz ruhige Kugel« hätte werden können. Die Ansätze — schön zu sehen vor allem in der langjährigen Freundschaft zwischen Jacky und Momo — wären vorhanden gewesen, doch leider schöpft der Film sein Potenzial nicht aus. Er bietet seichte Unterhaltung zu Popcorn und Pastis, kann aber nicht mit Warmherzigkeit und Witz anderer französischer Komödien mithalten.

Fazit

»Eine ganz ruhige Kugel« beginnt mit vielversprechenden Zutaten und charmant-humorvollen Passagen, verläuft sich dann aber zu einem mittelmäßig inszenierten und recht vorhersehbaren Film, der vor allem an Konfliktaufbau, -entwicklung und dem allzu platten Spiel mit Klischees krankt. Dabei hätten Story, Figurenkombination und vor allem Altmeister Depardieu Potenzial für einen deutlich besseren Streifen geboten.

Kritik: Sabrina Železný

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