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Quelle: themoviedb.org

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Inhalt

1948 reißt eine Delegation von US-Kongressabgeordneten nach Berlin, um die in Verruf geratene moralische Integrität der eigenen Besatzungstruppen zu überprüfen. Während ihre männlichen Kollegen sich eigentlich nur auf eine manipulierte Sightseeing-Tour durch die zerbombte Hauptstadt begeben, notiert sich die eifrige Phoebe Frost jede Kleinigkeit, bis sie selbst dem Charme von Captain John Pringle auf dem Leim geht. Der versucht nämlich damit (anfangs) lediglich, von seiner Affäre mit einer umstrittenen Nachtclubsängerin abzulenken…

Kritik

Eine Dreiecksgeschichte im viergeteilten Berlin. Billy Wilder kehrte für Eine auswärtige Affäre erstmals nach Kriegsende zurück in seine alte Heimat. Nun nicht nur im Rang eines Colonels – so wollte es die damals noch schwierige, politische Situation -, sondern auch als Oscarpreisträger und somit gestandener Mann aus Hollywood für Das verlorenen Wochenende. Um eine auf dem Papier recht außergewöhnliche und dadurch allgemein spannende Mixtur von romantischer Screwball-Comedy und zeitlich-relevantem, politisch-motiviertem Film zu kreieren. Heraus kommt ein sich im Wesentlichen leider am Thema vorbeischlängelnder Appell an die Spießigkeit, der so eigentlich überhaupt nicht sein müsste. Und vermutlich auch nicht als solches anvisiert war (zumindest seitens des Regisseurs, was den Produzenten vorschwebte steht auf einem anderen Blatt).

Die Soldaten in der amerikanischen Besatzungszone treiben es etwas zu doll, so munkelt man. Bevorzugt mit den einheimischen „Gretchens“, von den florierenden Schwarzmarktaktivitäten ganz zu schweigen. Um dem auf den Grund zu gehen wird eine Delegation von Kongressabgeordneten nach Berlin versandt. Als einzige Henne im Hähnchenstall: Die erzkonservative, linientreue, (angeblich) emanzipierte, aufmerksame, aber dadurch auch ziemlich verkniffene Phoebe Frost (Jean Arthur, Mr. Smith geht nach Washington). Längst nicht so betriebsblind und weitaus ehrgeiziger als ihre übersättigten Kollegen begreift sie schnell, dass ihre vorher angekündigte Stippvisite nur eine fremdgesteuerte Trümmer-Schau wird. Wo Baseball-Unterricht für die deutschen Kinder als Therapie und Schritt in eine bessere Zukunft verkauft wird. Darauf fällt sie nicht herein, begibt sich undercover als Fräulein „Gesundheit“ in das Herz des GI-Nachtlebens und erlebt dort zunächst eine böse Überraschung, bevor sie dem schmierigen Zauber von Colonel Pringel (John Lund, Die oberen Zehntausend) erliegt. Prinz (Anti-)Charming verdreht dem biederen Mauerblümchen spielend den Kopf, aber nur, da er seine verbotenen Beziehung zum ehemaligen NSDAP-Wanderpokal und aktueller Nachtclubsängerin Erika Von Schluetow (Marlene Dietrich, Zeugin der Anklage) verheimlichen will. Bei beiden gehen unabsichtlich die Lampen wirklich an, was in unvorhersehbaren Entwicklungen mündet.

Eine auswärtige Affäre ist ein echter Berlin-Film, in einer seiner beschwerlichsten Jahre. Zwischen Besatzung, Wiederaufbau, Resozialisierung, noch lange nicht vorhandener Autonomie und dem ganzen Chaos, was logischerweise den Alltag damals bestimmte. Ehrlich und parodistisch schildert dies Billy Wilder zunächst, wobei es auch nicht mehr als Kulisse ist für eine heimliche‎ Ménage à trois, deren Verlauf den eigentlich emanzipierten Charakter seiner Hauptfigur komplett der Lächerlichkeit preisgibt. Jean Arthur wird von einem Symbol von politischer Integrität und weiblicher Unabhängigkeit in Windeseile durchgereicht zum unbefriedigten Heimchen mit Märchenprinz-Brille, die selbst am Ende nicht aus ihren Fehlern lernt, sondern noch um ihren Arschgeigen-Stecher buhlt, obwohl der es nicht die Bohne verdient hat. Inhaltlich ist das auch mit Zeitgeist kaum zu rechtfertigen, da ja sehr bewusst aufgezeigt wird, wer hier was mit wem macht und aus welchem Grund. Da verwundert diese (Rück)Entwicklung schon massiv. Irritiert und verstört sogar. Das hat so einen ekelhaften Du-willst-es-doch-auch-Anstrich und vermittelt den Eindruck, dass man kritischen Weibsbildern einfach nur den Hof machen muss, und schon hat sich die Sache.

Leider gelingt es Billy Wilder nicht, der in der Grundkonstellation noch vertretbaren Situation durch sein sonst analytisches Geschick den Wind aus den Segeln zu nehmen. Inhaltlich begibt sich Eine auswärtige Affäre auf sehr dünnes Eis und würde dort auch erfrieren, wenn Wilder nicht wenigstens sein Handwerk so souverän beherrschte. Was Darstellerführung, Szenen-Arrangement und komödiantisches Timing angeht, da macht ihm keiner was vor. Selbst bei so einem grenzwertigen und manchmal schlicht auch schlampig geschriebenen Script wie hier holt er durch seine Inszenierung oft das Maximum raus und sorgt wenigstens für ein konstantes Niveau an Unterhaltung, auch wenn man sich dafür an Details nicht hochziehen darf. Da wird es ab und an mehr als fragwürdig.

Fazit

Ein interessantes Setting, ein hervorragender Regisseur und die faszinierende Präsenz von Marlene Dietrich machen den Film aus…erhalten ihn sogar am Leben. „Eine auswärtige Affäre“ ist inhaltlich äußerst merkwürdig, verdreht den anfangs vorgegebenen Anstrich um 180 Grad und wäre selbst auf dem komödiantischen Niveau kaum mehr als mausgrauer Durchschnitt, würde nicht ein hochbegabter Billy Wilder selbst holperigen Szenen etwas abgewinnen können. Zwischen sehr ambitioniert und manchmal fast schon verbockt. Schwierig. Wie Unter den Linden damals eine Matratze zu kaufen.

Kritik: Jacko Kunze

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