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Quelle: themoviedb.org
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Obwohl meist als Horrorfilm eingeordnet, ist Paul Lenis (The Last Warning) expressionistischer Klassiker viel mehr ein Stück verspielter Phantastik. Die drei Episoden - eine geplante vierte wurde aus Geldmangel während der Dreharbeiten gestrichen - unterscheiden der Regisseur und sein Spielleiter Leo Birinski (The Song of Songs) jeweils markant in Szenenbild, Stimmung und Tempo. Kombiniert versprüht der visuell schwarz-weiße, inhaltlich bunte Reigen die schillernde Schäbigkeit einer durchschaubaren Jahrmarktsattraktion, wie sie die titelgebende Figurengalerie darstellt. In der Rahmenhandlung verschwimmen Vorstellung und Realität zu delirierendem Chaos.

Der Brückenschlag von harmloser Tagträumerei zu bedrohlichem Wahn ist klassisches Motiv cineastischer Vorgänger wie Das Cabinet des Dr. Caligari und Unheimliche Geschichten, hinter deren schalkhaftem Übermut sich unvermittelt Abgründe öffnen. Was sich in Retrospektive allzu simpel als historische Vorahnung faschistischer Schrecken deuten lässt, verweist tatsächlich auf die Unterhaltungsnatur der mit technischen und szenenbildnerischen Möglichkeiten des Kinos auftrumpfenden Inszenierungen. Die eindrucksvollen Sets der Traumepisoden nutzt Leni effektiv zur Steigerung deren psychologischer Komponenten. Typologie ergänzt geometrische Form.

Das burleske Märchen um einen Kalifen (Emil Jannings, Faust), dessen Geplänkel mit einem Bäckerpaar (Wilhelm Dieterle, Scarlet DawnOlga Belajeff, Nedbrudte nerver) eine Ménage-à-trois impliziert, ruht in weichen Rundkulissen. Scharfkantige Spitzen betonen den paranoiden Fanatismus Iwans des Schrecklichen, dessen manische Verkörperung durch Conrad Veidt (Contraband) das Aussehen Sergej EisensteinsIwan inspirierte. Die gespenstisch verfremdete, in die Handlungsrealität übergreifende Flucht vor Jack the Ripper (Werner Krauß, Nana) ist zugleich die des Protagonisten vor eigenen Hirngespinsten - und die Lenis vor schwindenden Produktionsmitteln. 

Fazit

Der für die Berlinale Classics restaurierte Stummfilm ist nicht nur als Standardwerk des Weimarer Kinos sehenswert, sondern unterhält unverändert mit seinen faszinierenden Bauten und expressionistischen Spielereien. Conrad Veidts hypnotische Darstellung eines umnachteten Zaren ist dramatischer Höhepunkt des quirligen Unterhaltskinos, das Krimi, Abenteuer, Romanze und Thriller verknüpft. Die geringere dramaturgische Qualität ist im Vergleich zu Paul Lenis stilbildenden Vorbildern indes unübersehbar. Geldmangel, unausgegorene Änderungen und dramaturgische Absurditäten sägen am Plotgerüst des ebenso amüsanten wie holprigen Budenzaubers.

Kritik: Lida Bach

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