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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Eine junge Frau, die ihren wohlhabenden Vater in Paris besuchen will, wird am Flughafen von einem falschen Chauffeur abgeholt und anschließend in ein entlegenes Strandhaus gebracht. Eine vierköpfige Bande hält sie dort als Geisel, um Lösegeld zu erpressen. Doch je näher die Lösegeldübergabe rückt, umso angespannter wird die Situation.

Kritik

Das der Schauspiel-Titan Marlon Brando (Der Pate) es in sechs Dekaden als aktiver Darsteller auf gerade mal rund 40 Kinofilme brachte klingt aus neutraler Sicht betrachtet erstaunlich. Wer sich näher mit dem so begnadeten wie egomanischen Pflegefall beschäftigt, wird über diese Tatsache kaum die Stirn runzeln. Brando war für jeden Produzent und besonders Regisseur ein einziger Albtraum. Sein früher Ruhm und die Lobeshymnen schienen seine Wahrnehmung komplett vernebelt zu haben; den ohnehin schon stark ausgeprägten Narzissmus hatte Dimensionen angenommen, die jedwede soziale Kompatibilität praktisch unmöglich gemacht hatte. Zumindest auf beruflicher Ebene. Ende der 60er wollte deshalb bereits kaum jemand noch mit ihm drehen, was ihn wiederum für besonders mutige Filmemacher und ihre eher kleineren Produktionen erschwinglich machte. Regisseur & Drehbuchautor Hubert Cornfield (Pressure Point) war so ein lebensmüdes Exemplar und bereute es hinterher wohl bitterlich. Brando zog bei ihm das volle Programm ab: Ignorierte, widersetzte sich und sabotierte sogar ganz bewusst und offenherzig dessen Regieanweisungen, prangerte ihn in aller Öffentlichkeit als völlig inkompetent an und der Film konnte sogar nur beendet werden, da sein Co-Star Richard Boone (Man nannte ihn Hombre) die letzten Szenen inszenierte, sonst hätte Brando das Handtuch geschmissen. Ähnliches geschah sogar noch bei seinem letzten Film The Score im Jahr 2001, als Robert De Niro in den Szenen mit ihm den „inkompetenten“ Frank Oz ersetzen musste. Unglaublich.

Unter diesen Umständen ist es nicht nur bemerkenswert, dass Am Abend des folgenden Tages überhaupt beendet werden konnte (wenn auch in Details nicht ganz so wie geplant), sondern noch viel mehr, dass man es dem Film eigentlich nicht anmerkt. Marlon Brando wirkt (in den hier verwendeten Szenen) absolut engagiert und kann mit seinem impulsiven Spiel wie gewohnt die Aufmerksamkeit an sich reißen, obgleich der Film eher seine beinah gediegene Ruhe und Geduld ausweißt. Das eigentliche Entführungsszenario markiert direkt den Startpunkt des Plots, noch bevor die Figuren in irgendeiner Form näher vorgestellt werden. Gesprochen wird anfangs wenig, mehr dominiert ein fast sonderbar entrückter Score, der dem Geschehen eine leicht verzerrte, nicht genau greifbare Stimmung verleiht. Zunächst verläuft alles recht gesittet. Das Entführer-Quartett hält seine Geisel nicht mit Waffen und Gewaltandrohung in Schach, sie scheinen einen kühlen Kopf zu behalten und nach der Lösegeldübergabe die Sache sauber auflösen zu wollen. Doch die Stimmung kippt in den nächsten Stunden urplötzlich. Innerhalb der Gruppen treten durch diverse Baustellen massive Spannungen auf; Nervosität und Misstrauen halten Einzug. Als der nächste Tag beginnt ist die Lage ohne Einwirkung von außen wesentlich prekärer und auch das Wohlergehen des entführten (namenlosen) Mädchens scheint nicht mehr gewährleistet, da Leer (Richard Boone) nun deutlich seine triebhafte und skrupellose Seite zur Schau stellt.

In seinem anfänglich reinen Geiselnahme-Szenario baut Am Abend des folgenden Tages somit durchaus (An)Spannung auf, wirkt dennoch irgendwie unsortiert und wenig konkret. Beinah beiläufig. Dies ändert sich deutlich bei der Darstellung des eigentlichen Coups, der der Lösegeldübergabe. Die ist so ausgiebig geschildert, es erinnert sogar an den klassischen, französischen Kriminalfilm, bei dem dieser Part oft das inszenatorische Herzstück darstellte. Diesen Eindruck will der Film vermutlich auch vermitteln und ihm gelingt auch die fast hämische Konsequenz aufzuzeigen: Gerade die besonders raffiniert ausgeklügelten und minutiös durchgeführten Pläne können auf der Zielgerade durch unkalkulierbare Kleinigkeiten in einem Desaster münden. Das Schlussdrittel ist augenscheinlich somit der deutlich stärkste Part des Films, doch der Schein trügt darin leicht. Denn Hubert Cornfield zaubert im letzten Moment noch eine unerwartete Pointe aus dem Ärmel, die Fluch und Segen zugleich sein kann. Sie verschafft dem gesamten Film eine ganz andere Perspektive, ob sie ihn dadurch besser macht steht auf einem ganz anderen Blatt. Es könnte auch als simpler Hütchenspielertrick ausgelegt werden, der letztlich überhaupt keinen Mehrwert besitzt. Die Wahrheit liegt vermutlich irgendwo dazwischen, interessanter wird dieses Gesamtwerk wenigstens durch den Versuch auf jeden Fall.

Fazit

„Am Abend des folgenden Tages“ ist ein von seinem Star bewusst sabotierter, irgendwie dennoch recht anständig beendeter und in seiner gesamten Intention und Qualität gar nicht mehr lückenlos rekonstruierbarer Film, den allein die Spekulation darüber wenigstens interessant macht – wenn nicht sogar wirklich sehenswert.

Kritik: Jacko Kunze

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