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Woody Allen - Selection 1 - Kritik

Souli

Von Souli in Woody Allen - Selection 1 - Kritik

Woody Allen - Selection 1 - Kritik Bildnachweis: © Concorde ||| Szene aus "Vicky Cristina Barcelona"

Einleitung

Schon wieder eine Woody-Allen-Box? Aber hallo! Sicherlich, Sammler werden sich schon die ein oder andere Collection in das heimische Regal gestellt haben, für Woody-Neulinge und jene, die sich vor allem mit seinen Filmen vor den 1990er Jahren und der Jahrhundertwende beschäftigt haben, ist diese Selection 1 aus dem Hause Concorde Video eine sinnvolle Investition: Nicht nur, weil sie aufzeigt, dass Woody Allen auch in seinem Spätwerk immer noch in der Lage ist, unbedingt sehenswertes Kino zu kreieren. Vor allem auch aus dem Grund, weil wirklich jeder einzelne Film dieser Veröffentlichung überaus gelungen ist.

Kritik

Geliebte Aphrodite (1995)

Während Woody Allen als Lenny in gewohnt entwaffnender Nervosität darum bemüht ist, Linda ein besseres Leben zu ermöglichen, ist die wahre Entdeckung dieses Films Mira Sorvino, die ihre schwierige Rolle mit einer einnehmenden Klarheit ausstaffiert, dass es eine Freude ist, ihr beim Schauspielen zuzuschauen: Sie spricht, wie ihr der Mund gewachsen ist, ihre vulgäre Ausdrucksweise allerdings ist niemals geschmacklos, weil Woody Allen dieser Figur ihre Würde lässt, anstatt sich über ihr bisweilen schlichtes Gemüt zu amüsieren. Dadurch gelingt es Geliebte Aphrodite, sich nicht nur von den dämmerigen Unkenrufen des griechischen Chors freizusprechen, der immerzu Gefahr im Verzug sieht, sondern auch, als eloquentes Geschlechterstück zu erstrahlen, welches sich einen Großteil der Handlung auf einer angenehm platonischen Ebene entfalten darf. Solange, bis die Ironie des Schicksals mit voller Breitseite zuschlägt.

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Alle sagen: I Love You (1996)

Woody Allen gibt sich und sein Starensemble einer beflügelten (und beflügelnden) Hommage an ein nostalgisches Kino hin, in dem man durch die sprudelnde Leidenschaft für Bewegung und Gesang die Hoffnung und Phantasie lebendig werden ließ. So lebendig, dass sich in einer Szene gar die Toten aus ihren Särgen erheben, um eine äußerst flotte Sohle auf das Parkett zu legen, bevor sie auf die Straßen der Großstadt hinaustanzen und die alles umschlingenden Frühlingsgefühle zelebrieren. Alles funktioniert hier über die Lebensfreude, die sich noch Zeit dafür nimmt, ihre Charaktere schwelgen und schweben zu lassen. Im Finale, wenn sich Woody Allen und Goldie Hawn in einem wunderbar zärtlichen Tanz am Quais der Seine noch einmal näherkommen, lässt Allen seine Partnerin jenseits aller physikalischen Gesetzmäßigkeiten in die Luft aufsteigen. Ja, die Liebe sorgt für Hochgefühle. Auch im übertragenen Sinne.

Vicky Cristina Barcelona (2008)

Woody Allen, der Vicky Cristina Barcelona auch von einem allwissenden Erzähler aus dem Off begleiten lässt, aber genügt es nicht, spanische Abenteuer in Szene zu gießen, denen man nachträglich noch nachsagen könnte, es wären Ausdrücke einer Altherrenphantasien (obgleich dieser Film oftmals genau dem Urteil anheimfiel). Stattdessen durchleuchtet Allen hier vielmehr die Bewandtnis alternativer Lebensmodelle, wenn er monogame und polygame Verhältnisse auf den Prüfstand stellt. Eine Dreiecksbeziehung allerdings reicht dem New Yorker Urgestein nicht, es darf ruhig eine Ménage-à-quatre sein. Und so entbrennen und verflachen neue Liebeleien, die Allen mit Charme, Esprit, Sinnlichkeit, Hingabe und Aufgabe anregt, um am Ende doch wieder vor Enttäuschung, Überforderung und Rätselhaftigkeit zu stehen. Seit vier Dekaden analysiert Allen die Menschen. Was in ihnen vorgeht, weiß auch er nicht. Woody ist eben auch nur ein Mensch.

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Ich sehe den Mann deiner Träume (2010)

Woody Allen genoss schon immer ein wunderbares Gespür für das soziale Miteinander, für krisengebeutelte Zwischenmenschlichkeit, für das präzise Beobachten von Trieben und Begierden. Lange Zeit jedoch hat man den Meister nicht mehr derart entschieden darin gesehen, seiner Akteure bis auf die Knochen freizulegen. Ich sehe den Mann Deiner Träume blickt tief in das Innere seiner Charaktere, macht sie nackt, macht sie verletzlich. Umso schmerzhafter und auslaugender ist es deswegen zu sehen, wie Allen alle Beteiligten am langen Arm verhungern lässt. Wo ein Funken Hoffnung aufblitzt, bleibt in Wahrheit immer nur die Ernüchterung in Form von Täuschung, Manipulation, abgebrannten Finanzen und Nebenbuhlern, die nichts lieber tun, als sich dem persönlichen Glück in den Weg zu stellen. Ja, das Leben ist Schall, Raserei, Lärm und Wahn. Und letztendlich vollkommen vergebens.

Midnight in Paris (2011)

Woody Allen lässt die Phantasie, die Romantik, die Nostalgie aufleben und destilliert das Charisma, welches die Vergangenheit auf die Menschen von heute auswirken kann, in jedem einzelnen Frame. Gil, der über sich sagt, er sei zu spät geboren, lässt sein Manuskript von Getrude Stein (Kathy Bates, American Horror Story) lesen, trifft sich mit Salvador Dali und Luis Bunuel in einer Kneipe und beginnt eine Liaison mit Picassos Muse Adriana (Marion Cotillard, Der Geschmack von Rost und Knochen). Der Kraft der Geistesschöpfungen sind keine Grenzen gesetzt und Woody Allen hat merklich Freude daran, Wunschträume einerseits zu erfüllen, sie aber auch gleichermaßen zu hinterfragen, wenn schließlich auch Adriana das Bedürfnis äußerst, in einer anderen Zeit gelebt zu haben. Liegt die Erfüllung denn wirklich im gestern?

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Technischer Part

Die Publikation (Veröffentlichung: 22. Februar) ist zwar nicht unbedingt eine Augenweide, handelt es sich hierbei „nur“ um einen breiten Amaray im Pappschuber, überzeugt dafür aber durch eine saubere Bild- und Tonqualität bei den einzelnen Filmen. Interessant ist auch das Bonusmaterial, welches sich auf den Dokumentarfilm Wild Man Blues bezieht. Inszeniert von der Oscar-Gewinnerin Barbara Kopple wird hier Woody Allens Leidenschaft zum New Orleans Jazz ergründet.

Fazit

Eine tolle Box, die sich aufgrund ihrer filmischen Qualität in jeder Sammlung sehen lassen darf. Wer die Einzelfilme natürlich schon besitzt, muss nicht zugreifen, da sich die hiesigen DVDs nicht von den Solo-Veröffentlichungen unterscheiden. Alle anderen sind herzlich eingeladen: Es lohnt sich.

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