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The Young Pope - Staffel 1 - Kritik

MrDepad

Von MrDepad in The Young Pope - Staffel 1 - Kritik

The Young Pope - Staffel 1 - Kritik Bildnachweis: © Sky Atlantic

Story

Lenny Belardo stammt aus einer italienisch-amerikanischen Familie - und geht unter dem Namen Pius XIII. als erster Papst aus den USA in die Geschichte ein. Dass die Wahl auf den jungen und charmanten Mann fiel, scheint das Ergebnis einer ausgeklügelten Medien-Strategie des Konklaves zu sein. Innerlich hin- und hergerissen zwischen Tradition und Moderne, zwischen Zweifel und Glauben, versucht das junge Kirchenoberhaupt, den einsamen Weg als Papst zu gehen und zu Gott zu finden. Dabei schreckt er nicht davor zurück, sich mit dem Klerus anzulegen.

Kritik

Für die Kardinäle im Vatikan war die Wahl des Amerikaners Lenny Belardo zu ihrem neuen Papst ein Schachzug mit Hintergedanken. Der mit Mitte 40 erstaunlich junge Lenny, der fortan den Namen Pius XIII. tragen wird, soll für die alteingesessene Herrenrunde als einfach zu manipulierende Marionette herhalten, die sie ganz nach ihrem Belieben formen und verbiegen können. Direkt zu Beginn seiner Serie stellt Paolo Sorrentino (Ewige Jugend) jedoch klar, dass den Kardinälen ein folgenschwerer Fehler unterlaufen ist, denn dieser Papst erklimmt seinen neuen Sitz im Vatikan mit exzentrischer Härte und einer kantigen Unberechenbarkeit, die ihn schon bald zu einem gefährlichen Fragezeichen sowie zur Zielscheibe interner Intrigen werden lässt. 

Abseits der gewagten Thematik, durch die The Young Pope im Voraus den Zorn realer Vertreter aus dem Vatikan auf sich zog, sicherte sich die von Sky, Canal+ und HBO produzierte Serie vor allem durch die Verpflichtung des italienischen Autorenfilmers Sorrentino große Aufmerksamkeit sowie wachsende Neugier. Wie bei allen Regisseuren, die sich über die Jahre eine ungemein persönliche, unverwechselbare Handschrift angeeignet haben, ergab sich auch in diesem Fall die spannende Frage, in was für einem Ausmaß ein solcher Stil im Laufe einer mehrstündigen, diverse Episoden umfassenden Serie Platz finden würde. 

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Zunächst hat Sorrentino in erster Linie durch seinen markanten Hauptcharakter ein großes Ass im Ärmel. Die ungewöhnlichen Vorlieben des neuen Papstes, der zum Frühstück nichts außer einer Cherry Coke Zero zu sich nimmt und das Rauchverbot im Vatikan sofort aufhebt, um eine Zigarette nach der anderen zu rauchen, sorgen zunächst für einige amüsante Momente. Bereits in den darauffolgenden Szenen porträtiert der Regisseur die Hauptfigur allerdings als geradezu erzkonservativen Herrscher, der sich strikt gegen die gleichgeschlechtliche Ehe ausspricht, homosexuelle Angehörige des Vatikans vertreiben sowie Abtreibungen unter Strafe stellen will. 

Was dieser Lenny überhaupt für ein Mensch ist und wie die entscheidenden Personen in seinem neuen Umfeld auf ihn reagieren, sind treibende Geheimnisse und Faktoren, von denen die ersten fünf Episoden umgeben sind. Obwohl Sorrentino seinem ausufernden Stilbewusstsein immer wieder freien Lauf lässt, scheint der Regisseur mit den zentralen Eigenschaften und Beschaffenheiten des Serienformats förmlich zu ringen, wobei er vor allem in der ersten Hälfte seines zehn Episoden umfassenden Gesamtwerks tatsächlich regelmäßig der Unterlegene zu sein scheint. 

Die von Jude Law (360) großartig gespielte Hauptfigur erhält zwar früh eine durchaus emotionale Vergangenheit, wenn Lenny als Waisenkind gezeigt wird, der im Alter von acht Jahren von seinen Hippie-Eltern in die Obhut einer Nonne gegeben wurde, doch Sorrentino hält die Figur über weite Strecken auf mysteriöse Weise verschlossen sowie undurchsichtig. Durch die scharfen Worte, die er dem neuen Papst in den Mund legt und mit denen dieser jeden, der ihm in den Weg kommt, umgehend in die Schranken weist, sowie die Intrigen, die hinter seinem Rücken vor allem von Kardinalstaatssekretär Voiello geschmiedet werden, macht The Young Pope durchaus den Anschein, als würde man sich House of Cards im Vatikan ansehen, was im Bezug auf die öde Dramaturgie durchaus negativ zu verstehen ist. 

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Auch die einzigartigen Montagen, in denen Sorrentino bewegende oder aber kitschige Popsongs, instrumentale Klänge und absurde Details immer wieder mit Fantasie- oder Traumsequenzen kombiniert, sind zu großzügig über die einzelnen Episoden verstreut als dass der Regisseur die beeindruckende Intensität, die seine Spielfilme stets auszeichnet, hier ebenfalls erreicht. 

In den letzten drei bis vier Episoden scheint der Italiener aber schließlich endlich wieder zu sich selbst zu finden. The Young Pope öffnet plötzlich Raum für Nebenfiguren, die Sorrentino zuvor ungelenk jongliert und mitunter längere Zeit fast vollständig aus dem Fokus verloren hat, während Lennys Persönlichkeit, mit all ihren dunklen, bösartigen Seiten, in bewegenden Einklang mit anderen Facetten seiner Persönlichkeit gerät, in der er den verletzten, einsamen Jungen aufleben leben lässt, der sich eigentlich nur nach Liebe und Zuneigung sehnt. Gerade diese Ambivalenz, bei der Sorrentino seinen Papst immer wieder offen am eigenen Glauben zweifeln lässt, macht aus Lenny so viel mehr als nur einen weiteren Frank Underwood und lässt die Serie im letzten Drittel regelmäßig über den eigenen Schatten springen, wenn der Regisseur einige Momente erzeugt, die dem Betrachter Tränen in die Augen treiben und Tage oder Wochen in Erinnerungen bleiben werden. 

Für die schon jetzt angekündigte zweite Staffel darf man also gespannt sein, ob Sorrentino in der Spur bleiben kann, die er in der ersten Staffel erst spät findet. Von brillanten Einzelmomenten und hervorragenden Schauspielleistungen ist seine Serie schon jetzt gespickt, in Zukunft sollte er sich jedoch noch stärker auf die Nebenfiguren fokussieren und erzählerische Unebenheiten glätten.

Die Blu-ray:

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Die erste Staffel der Serie - seit dem 31. März 2017 im Handel erhältlich - wird von polyband mit makelloser Bildqualität auf Blu-ray präsentiert, wobei Schärfe und Farbkontraste mit fantastischer Qualität glänzen. Als Tonspur lässt sich entweder die deutsche Synchronisation in DTS-HD 5.1 oder der Originalton ebenfalls in DTS-HD 5.1 auswählen, wobei hier Englisch und Italienisch gesprochen wird. Wahlweise lassen sich Untertitel auf Englisch oder Deutsch einblenden. Als Bonusmaterial befinden sich 3 Extras auf der dritten Disc, bei denen es sich um zwei eher kurze Featurettes von ca. 3 Minuten Länge handelt, während außerdem ein gut 15-minütiges Making-of zur Serie enthalten ist. Die drei Discs befinden sich in einer gewöhnlichen Amaray-Hülle, die in einem schicken Pappschuber enthalten ist, von dem sich das FSK-Logo abziehen lässt. 


Fazit

Der große Autorenfilmer Paolo Sorrentino hat in seiner ersten Serie "The Young Pope" zunächst erhebliche Schwierigkeiten, seinen unverwechselbaren Stil mit den Konventionen der Serienstruktur in Einklang zu bringen. Trotz einiger herausragender Einzelszenen und dem hervorragenden Hauptdarsteller verliert der Regisseur interessante Nebenfiguren immer wieder aus den Augen, verlässt sich zu sehr auf den undurchsichtigen, rätselhaften Charakter seiner Hauptfigur und findet erst im letzten Drittel zu gewohnter Stärke. Dieses Drittel hat es jedoch in sich, rührt regelmäßig zu Tränen und hat einige Szenen zu bieten, die sich für lange Zeit einbrennen werden.

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