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"Marco Polo" - Kritik

Zustel

Von Zustel in "Marco Polo" Staffel 1 - Kritik

"Marco Polo" - Kritik Bildnachweis: © Netflix

Netflix ist seit geraumer Zeit auch in Deutschland auf dem Vormarsch und das Programm wird durch eigens produzierte Serien nur noch attraktiver. Eine dieser von Netflix selbst produzierten Serien ist „Marco Polo“, die seit Mitte Dezember über den Streamingdienst zur Verfügung steht.

Man kann sich die Entstehungshintergründe der Serie nur zu gut vorstellen. Von der Chefetage kommt die Anweisung, eine erfolgreiche Serie zu produzieren, egal was, also orientiert man sich am bereits vorhandenen. Historienserien sind spätestens seit „Spartacus: Blood and Sand“ sehr beliebt, also wäre das Genre gefunden. Das ganze dann mit etwas Erotik und Gewalt abschmecken, fertig ist die Erfolgsserie. Ganz so einfach ging es in der Realität jedoch nicht zu. Ursprünglich wurde die Serie vom amerikanischen Kabelsender Starz produziert, doch die Kosten für die Aufnahmen an Originalschauplätzen in China waren zu hoch, was einen Produktionsstopp zur Folge hatte. Netflix hingegen scheute glücklicherweise die Mühen nicht und übernahm die Produktion.

Wer eine wahrheitsgetreue Darstellung der Reisen des Marco Polo erwartet, wird zumindest teilweise enttäuscht. Erstmal einige geschichtliche Grundkenntnisse, um unseren Bildungsauftrag zu erfüllen. Marco Polo war ein venezianscher Händlerssohn, der von 1254 bis 1324 gelebt hat. Er reiste mit seinem Vater und seinem Onkel über die Seidenstraße nach China und lebte als Präfekt des mongolischen Herrschers Kublai Khan, einem Enkel Dschingis Khans. Übrigens sei an dieser Stelle von weiteren Recherchen abzusehen, um Spoiler zu vermeiden. In der Serie hingegen wird Marco von seinem Vater im Khanat ausgesetzt und muss als Diener des Khans arbeiten, verdient sich jedoch langsam dessen Respekt. Dahingegen sind die geografischen Daten sowie die politischen und kriegerischen Ereignisse größtenteils wahrheitsgetreu.

Der Italiener Lorenzo Richelmy schafft es als Marco Polo mit Leichtigkeit den Sympathieträger der Serie zu spielen und als Identifikationsfigur des Zuschauers zu fungieren. Zwar ist auch die ein oder andere schwächere Szene dabei, aber wird er entsprechend gefordert, liefert der 24-Jährige eine tolle Arbeit ab. Bei Benedict Wong („Prometheus“, „Moon“) in der Rolle des Kublai Khan bestand von vornherein keinerlei Zweifel und wieder einmal bereichert er seine Filmographie durch eine hervorragende Rolle. Ebenfalls sehr gut spielen Amr Waked als Yusuf, Remy Hii als Prinz Dschingim und Olivia Cheng als Mei Lin. Zwar können nicht alle Darsteller da mithalten, aber bei welcher Serie ist das schon so?

Die Geschichte ist hervorragend geschrieben. Der Charakter des Marco Polo entwickelt sich stetig weiter, ohne dass der Zuschauer dabei Entscheidungen nicht nachvollziehen kann. Dabei arbeitet er nicht ständig auf ein offensichtliches Ziel wie die Rückkehr nach Venedig hin, sondern muss sich erst in der fremden Kultur akklimatisieren, lernt die Mongolen zu schätzen und wird letzendlich vor die Frage gestellt, wo nun eigentlich sein Zuhause ist. Daneben spielt Politik sowohl international als auch am Hof des Khans eine sehr wichtig Rolle.

Leider merkt man der Serie aber auch die sechs verschiedenen Regisseure an. Besonders der erfahrene David Petrarca („Boardwalk Empire“, „Game of Thrones“) liefert in Episode neun die schlechteste Arbeit der Serie ab, was aber besonders an der Handlung liegt. Denn augenscheinlich sollten zu viele Ereignisse vor der finalen Episode abgehandelt werden, wodurch vieles gehetzt wirkt, emotionale Momente nicht die nötige Tiefe entwickeln können und man als Zuschauer auch schlicht und ergreifend nicht mitkommt. Aber das vom bisher recht unbekannten John Maybury inszenierte Finale macht diesen Patzer wieder weg und überzeugt durch eine beeindruckende Schlacht und sehr gute Kampfchoreographien. Die konstant beste Leistung erbringt wohl der ebenfalls unter anderem für „Game of Thrones“ bekannte Daniel Minahan in Episode fünf und sechs.

Krieg und Kampf sind auch defintiv eine der größten Stärken der Reihe. Die nicht seltenen, aber wohl akzentuierten Kung-Fu-Kämpfe sind hervorragend inszeniert, eine besondere Rolle nimmt dabei das Training Marco Polos bei dem blinden taoistischen Mönch Hundred Eyes (Tom Wu) ein und zieht sich als roter Faden durch die ganze Serie. Dahingegen enttäuschte die erste Schlacht, denn ähnlich wie in der „Schlacht am Grünen Arm“ aus „Game of Thrones“ wird die eigentliche Kampfhandlung übersprungen und das Ergebnis nur erzählt. Wie schon oben beschrieben ist die Finalschlacht im Gegensatz dazu aber ein Fest für Fans von mittelalterlicher Kriegskunst.

Ebenso ein wichtiger Aspekt der Serie sind die Kulissen, die mit einigen wenigen Ausnahmen hervorragend gelungen sind. So macht das Eintauchen in das chinesische Mittelalter erst richtig Spaß. Wunderbar ist dabei der Garten des Khans gelungen wie auch der Palast des Song-Reiches oder die Thronhalle des Khans. Allesamt sind die Kulissen sehr eindrucksvoll und mit viel Hingabe und Liebe zum Detail erstellt worden. Selbiges gilt für die Kostüme. Auch die Landschaftsaufnahmen der weiten Steppen sind sehr schön, übrigens wurde die Serie komplett in Malaysia gedreht.

Zu guter Letzt noch ein paar Worte zum Gewalt- und Nacktheistgrad. Zwar hält man sich bei der Darstellung keinesfalls zurück, aber weder Gewalt noch Erotik nehmen derart viele Szenen ein, wie es beispielsweise bei „Spartacus“ oder „Game of Thrones“ der Fall ist.

Fazit: Durch tolle Kulissen und Kostüme sowie das ambitionierte Spiel der Darsteller kann man in „Marco Polo“ hervorragend in die chinesische Geschichte abtauchen. Dabei überzeugt die Handlung durch politische Ränkespiele und eine sehr gute Charakterentwicklung. Fans von Kung-Fu und mittelalterlichen Schlachten kommen ebenfalls auf ihre Kosten. Es bleibt jedoch auch noch Luft nach oben, was die Vorfreude auf die zweite Staffel nur noch schürt.

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