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Interview: Bjarne Mädel

GoldenEra

Von GoldenEra in Interview-Reihe zu 1000 Arten Regen zu beschreiben (1/2): Bjarne Mädel im Gespräch

Interview: Bjarne Mädel Bildnachweis: Film Kino Text

Bereits am 29. März startete mit 1000 Arten Regen zu beschreiben ein Film über die Isolation Jugendlicher vor allen äußeren Einflüssen. Entstanden ist dabei quasi die Antithese zu einem Coming-of-Age-Film, denn der Heranwachsende wird nahezu komplett außen vor gelassen und der Umgang der Familie mit der Isolation in den Fokus gerückt. 

Wir hatten u.a. die Möglichkeit Hauptdarsteller Bjarne Mädel  zu interviewen:

Maximilian: Wie bist Du auf Deine Rolle in 1000 Arten Regen zu beschreiben aufmerksam geworden? Was hat Dich an der Figur so fasziniert?

Bjarne Mädel: Isa Prahl hat an der KHM in Köln Regie studiert und dort habe ich sie über Anke Engelke kennengelernt, die dort als Dozentin tätig ist. Als Isa Prahl ihr Drehbuch zum Film hatte und den machen wollte, hat sie an mich gedacht und hat mir das Buch geschickt. Ich fand die Geschichte super und als ich dann noch hörte, dass Bibiana Beglau meine Frau spielen wird, war ich restlos überzeugt. 

Maximilian: Dich kann man in recht vielschichtigen Rollen beobachten: Mal als Ernie in Stromberg, als Tatortreiniger oder hier als Vaterfigur. Ist es Dir bei Deiner Rollenwahl wichtig, ein breites Repertoire zu bedienen? Was beachtest Du bei Deiner Auswahl?

Bjarne Mädel: Ich entscheide mich da tatsächlich nach der Qualität des Textes oder der Dialoge Mich reizen immer Sachen, bei denen man vorher nicht genau weiß, wie man es spielen soll. Bei 1000 Arten Regen zu beschreiben war das die Hilflosigkeit des Vaters vor der geschlossenen Tür seines Sohnes zu spielen, war eine solche Herausforderung für mich.

Maximilian: Wie bereitest Du Dich im Vorfeld auf eine Rolle vor?

Bjarne Mädel: Ich lerne den Text. Das ist eigentlich das einzige, was mir wirklich wichtig ist, dass man eben nicht ans Set kommt und sich erstmal fragen muss, wie denn der Text war oder welche Szene als nächstes kommt. Daher lerne ich sehr gewissenhaft meine Texte. Alles andere muss dann im Zusammenspiel aus der Situation entstehen. Bei 25 km/h, dem Kinofilm den ich letztes Jahr mit Lars Eidinger ("Hell")gedreht habe, spielen wir zwei Tischtennis-Cracks. Da haben wir natürlich vorher Tischtennis-Unterricht bekommen und sehr viel trainiert. Oder an einer anderen Stelle im Film sollten wir steppen, da haben wir steppen gelernt.

Maximilian: Dem Film liegt eine sehr interessante Situation zugrunde: Der 18-jährige Mike verschließt sich in seinem Zimmer und beschließt es nicht mehr zu verlassen. Der Film beobachtet in Folge dessen wie die Familie damit umgeht. Wofür steht diese Situation in deinen Augen? Geht es hier um die Pubertät, um die allgemeine Isolation Jugendlicher vor der Gesellschaft oder um etwas ganz anderes?

Bjarne Mädel: Vor allem diese Hilflosigkeit sollte im Zentrum stehen. Wenn die Kommunikation auf einmal nicht mehr möglich ist, wirkt das wie ein Verlust, als wäre ein geliebter Mensch auf einmal nicht mehr da. Es ist ein Gefühl der Trauer, der Ohnmacht, da nicht näher heranzukommen. Diese Situation kennen wahrscheinlich viele Eltern, zu  ihren jugendlichen Kindern irgendwann den Kontakt zu verlieren, nicht mehr zu wissen was im Inneren ihrer Kinder vorgeht. Und das muss ein furchtbares Gefühl sein, denke ich. Und man hofft natürlich immer, dass die Tür nicht zu geht, dass man in irgendeiner Form in Kontakt bleibt und versteht, was in dem anderen vorgeht.

Es gibt in Japan ein Phänomen, wo sich hauptsächlich junge Männer in ihrem Zimmer einschließen, um sich der Leistungsgesellschaft zu entziehen. Das ist natürlich auch eine Verweigerung groß zu werden, erwachsen zu werden. Man möchte lieber in seinem Kinderzimmer bleiben. Das jedoch nicht, weil man faul ist, sondern weil man Angst hat dem Druck von Außen nicht gewachsen zu sein.

Das eigentlich Spannende an unserem Film ist jedoch, dass es nicht so sehr um den Jungen geht, sondern um seine Familie, seine Eltern, die sich damit konfrontiert sehen. Ich finde es wahnsinnig interessant, wie jeder einzeln versucht mit dieser Situation fertig zu werden.

Maximilian: Dein Charakter Thomas reagiert auf die Situation im Film vor allem hilflos und aus dieser Hilflosigkeit erwächst Wut. Kannst du diese Wut nachvollziehen und kannst Du sie einordnen?

Bjarne Mädel: Ich kann diese Wut total nachvollziehen. Jeder geht auf eine andere Art und Weise mit einer solchen Situation um, wie der Film auch zeigt und Wut kann auch immer eine andere Ursache haben. Hier ist das ist die Traurigkeit, die man nach innen zieht, die man in sich hineinfrisst.  Thomas braucht immer wieder mal ein Ventil, dass er sie eben nach außen schreien kann. Aber eigentlich ist es eine Wut, die aus der Trauer und der Hilflosigkeit erwächst.

Maximilian: Was war Dir bei der Darstellung von Thomas am Wichtigsten?

Bjarne Mädel: Eigentlich das was mir bei allen Rolle gleich wichtig ist, die Glaubwürdigkeit. Darum versuche ich jede Rolle ernst zu nehmen, egal in was für einer absurden Situation sie sich befindet. Mir ist es besonders wichtig, dass die Figur nachvollziehbar ist, dass man versteht wieso die Figur so handelt wie sie eben handelt, auch wenn man selbst vielleicht anders vorgehen würde. Ich hoffe, dass die Zuschauer mitfühlen.

Maximilian: Ganz kurz und knapp: Warum sollte man sich 1000 Arten Regen zu beschreiben im Kino ansehen?

Bjarne Mädel: Es ist ein tolles Buch, eine wahnsinnig intensive Geschichte. Und ein ganz ungewöhnlicher Film, bei dem der Zuschauer bis zum Schluss gespannt bleibt, was als nächstes passieren wird. 

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