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Gotham - Staffel 1 Kritik

Soren

Von Soren in Gotham - Staffel 1 Kritik

Gotham - Staffel 1 Kritik

Story: "Gotham" ist eine Prequel-Serie zu Batman und handelt unter anderem von einem jungen Bruce Wayne, dem Aufstieg des Penguins, aber vor allem um James Gordon als jungem Idealisten, der als einzelner Cop versucht einen Unterschied zu machen in einer der korruptesten Städte Amerikas.

Das Konzept "Quality-TV" hat im letzten Jahr seinen Siegeszug fortgesetzt und bisher gibt es noch kein Anzeichen für ein Ende. Das letzte Jahr hat uns eine unglaublich hohe Zahl neuer High-Budget Serien beschert. Neben einigen Original-Konzepten hat man dabei aber auch ziemlich viel auf Adaptionen, Neu-Interpretationen und Comic-Material gesetzt. Teilweise ist das gut aufgegangen (Fargo ist beispielsweise sehr positiv aufgenommen worden). Teilweise war es einfach furchtbar (From Dusk Till Dawn hat seine wenigen Höhepunkte direkt aus der Vorlage übernommen). Teilweise sind die neuen Serien so dermaßen an der allgemeinen Wahrnehmung vorbei gegangen, das man kaum etwas darüber weiß (hat sich schon irgendwer die 12 Monkeys Serie angesehen?). Bemerkenswert an dieser neuen Flut ist zunächst mal, dass es in dieser neuen Generation von Serien nur sehr selten an einer schlechten Optik oder zu geringem Budget liegt, wenn sie nicht funktionieren. Sie sind in Sachen Kameraarbeit, Outfits, Settings oder Special Effects nicht unbedingt super innovativ, aber man wird nur selten durch das Gefühl aus der Atmosphäre gerissen, dass hier die Ambitionen höher als die Mittel waren.  Denkt man mal an die ersten Staffeln allgemein sehr beliebter Serien der späten 90er wie Buffy oder Stargate SG-1 merkt man, dass wir seitdem Lichtjahre weiter sind.

In dieser Hinsicht kann man „Gotham“ eigentlich auch kaum etwas vorwerfen.  Der körnige, finster-schmutzige und halbwegs realistische Look deutet nicht nur bereits den beabsichtigten Ton der Serie an, sondern passt auch wahnsinnig gut zu Gotham City, einer der berüchtigsten aller fiktiven Städte.

Das Gleiche betrifft auch die Schauspielerei: Für bestimmte Rollen wurde einfach hervorragend gecastet. Da sind beispielsweise das zentrale Cop-Duo von James Gordon (Ben McKenzie) und Harvey Bullock (Donal Logue), aber auch Alfred Pennyworth (Sean Pertwee). Sogar mit den verhältnismäßig wenig vorkommenden Randcharakteren von Gangsterbossen Falcone (John Doman, bekannt aus The Wire) und Maroni (David Zayas, bekannt aus Dexter) hat man Schauspieler gewählt, die nicht nur einigermaßen aussehen, wie ihre Vorbilder, sondern auch erfahren und überzeugend sind, andererseits aber verhältnismäßig unbekannt sind. Von jedem dieser Schauspieler kriegt man öfter dermaßen intensive Darbietungen, dass es einem relativ leicht fällt, die größtenteils recht hölzernen und langweiligen Performances von Bruce Wayne Darsteller David Mazouz zu übersehen... Kinderschauspieler halt. Das ist fast immer nervig.

Aber wie in der Einleitung bereits erwähnt: Eine gute Produktion reicht nicht mehr aus, um eine Serie wirklich fantastisch zu machen. Deswegen wird hier auf die technischen Details auch nicht mehr weiter eingegangen, sondern sich nur noch um Charakterentwicklung, Handlungsstränge und so weiter gekümmert um „Gotham“ so richtig auf den Zahn zu fühlen.

Fangen wir also mit dem offensichtlichsten an, wenn es sich um eine Comic-Adaption handelt: Werktreue. Ich bin ein riesiger Batman-Fan. Er war als Kind schon mein Lieblingsheld und nach all den Jahren hat sich daran auch kein bisschen geändert. Ich rede hier von „Ich kaufe regelmäßig Batman-Comics“-Fandom. Dementsprechend sollte man erwarten, dass ich es nicht befürworte, wenn etablierte Batman-Lore verändert wird. Die krassesten Beispiele dürften Edward Nygmas (aka der Riddler) Anstellung bei der Polizei, sowie die totale Veränderung von Poison Ivy (aka Dr. Pamela Isley) zu dem Waisenkind Ivy Pepper sein. Aber eigentlich stört mich sowas überhaupt nicht: Batman ist nur deshalb über 75 Jahre lang interessant geblieben, weil auch viel mit ihm experimentiert wurde und einige seiner besten Storylines vollkommen außerhalb der Kontinuität stattfinden.

Was man mit diesen Veränderungen macht, ist allerdings schon wichtig. „Ivy Pepper“ beispielsweise wird anfänglich präsentiert als Tochter des Mannes der für die Ermordung der Waynes verantwortlich gemacht wird und später nochmal als verstörtes Straßenkind gezeigt, ihre Geschichte läuft dann aber auf nichts weiter hinaus. Das könnte man auch einfach als kleinen Verweis auf das Batman-Universum annehmen und damit wär's dann auch wieder gut... Allerdings sind „Gothams“ größere Handlungsstränge von demselben Problem betroffen: Es gibt eine Menge Verweise und eingeworfene Ideen und Aufbau, aber leider ohne, dass diese wirklich sinnvoll eine Geschichte erzählen.

Allen voran steht dabei wahrscheinlich die Storyline von Fish Mooney. Eigentlich müsste man das nach so einem Einleitungssatz nicht nochmal sagen, aber: SPOILER-WARNUNG! Da verbringt die gute Fish mehrere Folgen damit aus Gotham verbannt, von Piraten entführt und zu Dollmakers kleinem Horrorladen verschifft zu werden, sich darin hochzuarbeiten, von dort zu flüchten um im Finale letztlich nach Gotham zurück zu kehren. Noch in derselben Folge platzt ihr Coup die Macht an sich zu reißen und sie wird angeschossen und landet in einem Fluss. Nicht nur, dass sie sich in diesem Prozess als Charakter nur rein äußerlich entwickelt hat, es wird auch an mehreren Stellen agressiv darauf verzichtet einigen drastischeren Handlungen irgendeine Konsequenz zu verleihen: Mooney  verzichtet nicht nur unsinnigerweise darauf Dollmaker bei ihrer Flucht zu töten, sie wird auch im Helikopter angeschossen, aber wenn wir sie das nächste Mal zu Gesicht bekommen, spielt es überhaupt keine Rolle mehr. Irgendwie lässt einen daran zweifeln, dass ihr großer Endkampf mit Penguin auch irgendeine echte Tragweite haben wird. Fish fängt sich eine Kugel und fällt in die Bucht. So oder so ähnlich sind spätestens seit „Auf der Flucht“ mindestens eine millionen Figuren „gestorben“ und es bedeutet immer, dass diese Figuren nicht wirklich tot sind. Für soviel investierte Screen-Time ist das wirklich ein ausgenommen faules Ende. Sogar Bat-Faul!

In die ganze Gangkrieg Dynamik ist durch Don Maronis Tod zwar etwas Schwung gekommen, aber nach mehreren Anfeindungen, Versöhnungen, eventuellen Ruhestandsvorstellungen Falcones und den Rückziehern davon, wurde es auch wirklich langsam mal Zeit, dass da was passiert. Ist Penguin nun wirklich der König von Gothams Unterwelt? Ist Butch von seiner Konditionierung befreit? Alles Fragen, die wohl mindestens bis zur nächsten Staffel unbeantwortet bleiben.

Das Gegenteil von viel Aufbau ohne Entwicklung, eine plötzliche und unmotivierte Veränderung, ist natürlich genauso unschön und leider hat „Gotham“ auch in dieser Hinsicht etwas geboten. Die Figur von Barbara Kean, James Gordons Freundin (und zumindest nach den Comics auch seine spätere Frau), ist von Anfang an etwas nervig bis schlichtweg unerträglich. Dass sie dann allerdings nach nur anderthalb Tagen in der Gewalt eines Serienkillers selbst zur Psychomörderin mutiert ist extrem weit hergeholt. SPOILER-ENDE!

Das richtige Mittelmaß, Aufbau und Entwicklung mit tatsächlichen Konsequenzen wird eben nur selten getroffen und das liegt meiner Meinung nach daran, dass es einfach viel zu viele Storylines gibt. Wenn „Gotham“ aus seiner ersten Staffel lernt, wird die Serie in der nächsten Runde einen Großteil des Aufgebauten Materials fallen lassen und sich auf seinen Kern konzentrieren: Ein jüngerer James Gordon, der seinem widerwilligen Partner Bullock gegen Verschwörungen, Intrigen und Korruption kämpft, während die Stadt immer öfter „ungewöhnliche“ Kriminelle ausspuckt. Auf der Baustelle gibt es grundsätzlich genug zu arbeiten. So haben wir bei all den Enttäuschungen, Rückschlagen, Vertrauensbrüchen und auch allgemein geisteskrankem Scheiß, dem sich Gordon entgegen gestellt hat, noch nicht erlebt, dass er so etwas wie eine Glaubenskrise oder Selbstzweifel entwickelt. Eigentlich bemerkt man bei keinem der Charaktere, dass sie die ziemlich präsente und sehr explizite Gewalt irgendwie aus dem Gleichgewicht wirft, was sie aber damit auch für den Zuschauer banalisiert. Wenn man diesen einen Aspekt halbwegs ordentlich abdecken würde, wäre ich gerne bereit den Riddler, Catwoman und alle anderen bekannten Gesichter wie eine kalte und langweilige Kartoffel fallen zu lassen. Ja, das schließt auch den jungen Bruce Wayne ein. Er hatte zwar ein vielversprechendes Cliffhanger-Ende, das die Bathöhle bereits andeutet, aber was daraus wird, ist noch absolut ungewiss. Ganz persönlich hätte ich ja am liebsten ein Tie-In mit der „Night of the Owls“-Storyline, da man damit direkt mehrere Probleme lösen könnte: a) der junge Bruce Wayne würde sich darüber bewusst, dass die Probleme der Stadt nicht mit konventionellen Mitteln zu lösen sind und beginnt aus der Stadt zu flüchten und/oder zu trainieren. b) Es gäbe damit eine konkrete Fraktion von Gegenspielern für James Gordon, die aber gleichzeitig auch eine große Versuchung darstellen könnten c) wäre es eine Möglichkeit eine weitere Seite der Stadt kennenzulernen... umgekehrt muss man natürlich sagen, dass es vielleicht zu schnell auf zu abgefahrene Ebenen führen würde. Die nächste Staffel wird es zeigen.

Fazit: Anfängliche Befürchtungen, „Gotham“ wäre zu sehr vom Prequel-Fluch belastet um sich Freiheiten erlauben zu dürfen, verflüchtigen sich schnell. In seinen besten Momenten ist „Gotham“ eine extrem finstere Buddy-Cop-Show, die sich eigentlich austoben und erproben könnte, auf dem Boden von Psychothriller und Schockmomenten, der in den letzten Jahren von Serien wie etwa „Hannibal“ erobert wurde. Von solchen Momenten gibt es leider zu wenige, da es alles in allem zu viele Storylines gibt, von denen die meisten gehetzt wirken und trotzdem nicht wirklich irgendwo hinführen. Das Hin- und Hergerudere, dass dabei entsteht, macht aus „Gotham“ eher eine mittelmäßige Show, die Potential für mehr hätte, wenn sie den Mut hätte sich mehr auf eine einzige Sache zu konzentrieren.

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Blu-Ray: Seit dem 19.11. ist "Gotham" dank Warner Home Entertainment im Handel auf DVD und BD erhältlich. Wir haben unterdessen einen Blick auf die BD riskiert und können hier nur ein großes Lob ausprechen. Neben einem grandiosen HD Bild (Bildformat: 1.78:1), gibt es insgesamt eine sehr gute Schärfe mit sehr hoher Detailsichtbarkeit. Und auch der Ton (DD 5.1 Deutsch; DD 2.0 Italienisch, Französisch; DTS-HD-Master 5.1 Englisch) ist klangvoll und einer Comic-Verfilmung mehr als passend. An Extras gibt es unterdessen einiges zu entdecken: Neben nicht verwendeten Szenen, gibt es Hintergrundinfos über die Serie an sich, über Kulissen, über einige der Figuren und sehr ansprechend natürlich verpatzte Szenen. Für Fans gibt es so einiges zu sichten und daher ist die Version eine klare Empfehlung. 

Wie sieht die erste Staffel für euch aus? Was sind euere liebsten oder verhasstesten Aspekte? Stimmt ihr meiner Kritik voll oder gar nicht zu, habt Ergänzungen oder verrückte Fan-Theorien? Lasst es mich in den Kommentaren wissen.

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