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"Ghost in the Shell: ARISE" - Border 1 & 2 - Kritik

Bristleback

Von Bristleback in "Ghost in the Shell: ARISE" - Kritik

"Ghost in the Shell: ARISE" - Border 1 & 2 - Kritik Bildnachweis: © Shirow Masamune・Production I.G/KODANSHA・GHOST IN THE SHELL ARISE COMMITTEE. All Rights Reserved

Kritik

Ghost in the Shell ist ein altes Franchise. Zunächst erschienen im Jahr 1989 als Manga in Japan, zog die Geschichte um Cyborg-Polizistin Motoko Kusanagi und die Suche nach der undefinierbaren Definition des Lebens zahllose Adaptationen nach sich. In Japan ist Ghost in the Shell heute das Cyberpunk-Science-Fiction-Franchise schlechthin, dessen Spuren überall wiederzuerkennen sind. Ob Anime, Literatur, Werbespots, Musikvideos oder sogar in der Architektur des Landes. Spätestens nach dem Anime-Film von 1995 zementierte Ghost in the Shell seinen Status als eines der Kulturkolosse Japans. Auf den ersten Spielfilm von Regisseur Mamoru Oshii folgte ein zweiter Teil (Ghost in the Shell 2: Innocence), zwei Staffeln einer TV-Serie, ein Fernsehfilm und nun die ARISE-Kurzfilmreihe, die erstmals in Deutschland veröffentlicht wird. An den Zeitlinien des Ghost in the Shell-Universums haben sich allerdings schon zahllose Fachleute die Zähne ausgebissen, da viele dieser Adaptionen eigenständige Geschichten sind und nicht aufeinander aufbauen. Eine kurze Einführung:

Zunächst gäbe es das Oshii-Universum von Regisseur Mamoru Oshii, worin die beiden von ihm gedrehten Spielfilme Platz finden. Bei Ghost in the Shell: Stand Alone Complex handelt es sich um die zuvor erwähnte TV-Serie, die zwei Staffeln und einen Fernsehfilm umfängt. Die aktuellste ARISE-Kurzfilmreihe bildet die aktuellste Inkarnation des Majors. Bei diesen drei Timelines handelt es sich jeweils um eine neue Interpretation des originalen Mangas von Masamune Shirow, weshalb die Charaktere in jeder Version unterschiedliche Designs verpasst bekommen haben. Und bis auf das ausführende Animationsstudio Production I.G., das bei allen Fassungen die Produktion übernahm, zeichnete sich immer ein neues Animationsteam für die jeweilige Version verantwortlich.

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Während es sich bei den beiden Oshii-Filmen (Ghost in the Shell, 1995 & Ghost in the Shell 2: Innocence, 2004) um ultra-stimmige, ruhige, metaphorisch-philosophische Arthouse-Dramen mit der ein oder anderen Actionszene handelte, war die Stand Alone Complex-Serie, die zwischen 2002 und 2004 lief und 2006 einen Fernsehfilm (Ghost in the Shell: Solid State Society) spendiert bekam, ein extrem bodenständiger Politthriller, der es nie versäumte spannende Auswirkungen der vorgestellten Technologie auf die Politik des Landes zu thematisieren, ob Ghosthacking, Flüchtlinge, Cyberterrorismus oder Vertuschungen seitens der Pharma-Industrie. Der tonale Unterschied zwischen diesen beiden Interpretationen des Ausgangsstoffs könnte stärker kaum sein. 

Die ARISE-Kurzfilmreihe, die von Universum Film nun auch in Deutschland veröffentlicht wird, ist (den ersten zwei Episoden nach zu urteilen) stilistisch und tonal definitiv näher an der Stand Alone Complex-Serie angesiedelt, als den grüblerisch-philosophischen Oshii-Filmen. Geschichtlich wird hierbei das Leben des Majors vor ihrer Zeit bei Public Security Section 9 aufgearbeitet, wodurch die ARISE-Filme zeitlich sowohl vor den Oshii-Filmen, als auch der SAC-Serie angesiedelt ist.

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Womit die beiden Episoden Ghost Pain und Ghost Whispers zu beeindrucken wissen, ist die starke sozio-politische und wirtschaftliche Thematik der Story. Ghost in the Shell behandelte schon immer seine futuristischen Cyberpunk-Konzepte, -Ideen und -Settings mit einer Reife und Seriosität, die andere Fiction-Storys oft vermissen lassen und ähnliche Sci-Fi-Quirks zu einem Plot Device verkommen. Cyberterrorismus in Ghost in the Shell ist kein Wort, das einfach so umhergeworfen wird, sondern eine Bedrohung, die es ernst zu nehmen gilt. Die Art und Weise, wie die Technologien der Ghost in the Shell-Welt sich auf Gesellschaft, Wirtschaft und Politik auswirken, stehen oft im Zentrum der Handlung und sorgen von Grund auf für eine gewisse Faszination, die leider oft auch unnötig verkompliziert wird.

Trotz der interessanten Prämisse der Geschichten in Ghost Pain und Ghost Whispers, geben die zwei Storylines recht wenig her in Anbetracht dessen, wie unnötig konfus und verwirrend die Narrative sich oft gestaltet. Immer wieder findet man sich in der Position wieder den Faden verloren zu haben und lässt sich von der Story bis ans Ende der Episode tragen, wo mit einer kurzen Zusammenfassung plus Fazit Feierabend gemacht wird. Und das ist echt schade, weil in diesen beiden Episoden die erste Begegnung und letztendlicher Beitritt des Majors in die Section-9-Einheit thematisiert wird; ein Thema, das jeden Ghost in the Shell-Fan interessieren dürfte. Letztendlich fallen diese ARISE-Kurzfilme der etwas zu langen Spieldauer von 50-60 Minuten pro Episode zum Opfer. Die Substanz der Geschichte scheint auf eine 25-minütige TV-Episode ausgelegt zu sein, wo die restliche Zeit mit unnötigem Ballast erschwert wird.

Fazit

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Wer den Film von 1995 gut fand, sollte sich vielleicht zunächst die Stand Alone Complex-Serie zu Gemüte führen, die zwar ebenso exzellent, aber atmosphärisch, tonal und thematisch in eine komplett andere Richtung geht. Episode 1 und 2 von Ghost in the Shell: ARISE sind definitiv näher an der Serie, als an dem hochphilosophischen Film und zeigen, wie der Major zu Public Security Section 9 fand, schaffen es leider weder so richtig an die Qualität der Serie noch des Films von 1995 anzuknüpfen. Obwohl keineswegs schlecht (ganz im Gegenteil sogar), wird die lange Spieldauer den Episoden ein wenig zum Verhängnis, da die erzählten Geschichten definitiv besser in eine kurze TV-Episode gepasst hätten und nicht unnötig verkompliziert werden mussten um an die 50-Minuten-Marke ranzukommen, sodass die Narrative etwas holprig wirkt. Jeder Science-Fiction-Fan bekommt hier allerdings toll animierte Cyberpunk-Kost, wobei vor allem die Actionszenen mit einer angenehmen Flüssigkeit und einer adrenalingeladenen Choreographie punkten können. Wenn ihr aber eine Stelle sucht, wo ihr euer Cyberhirn zum ersten Mal in das Franchise andocken möchtet (v.a. im Rahmen des in Kürze erscheinenden Realfilms), dem seien der allererste Film von 1995 und die Stand Alone Complex-TV-Serie ans synthetische Herz gelegt.


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