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"Ich mag die Depression."

Wuttke

Von Wuttke in Flimmerkiste: Alien vs. Aliens

"Ich mag die Depression."
Grundsätzlicher Natur sind die kurzfristige Affinität zu allem Lauten, Vordergründigen und leichter zu Verdauenden. Das heißt: Action, Lautstärke, Adrenalin. Kein Untergenre ist so beliebt wie die der Action, wenn sie es schafft, durch Gewehrsalven, Explosionen und Martial Arts-Kämpfe direktes Feedback zu erzeugen. Ferner sorgen Soundeffekte und schnelle Schnitte für den letzten Schliff, und wir sind uns alle einig, dass wir das gut finden. Dafür ist Kino gemacht, und was ist besser, als sich für zwei Stunden in den Sitz drücken zu lassen, und "Aliens" ist ein Musterbeispiel dafür.

Anders sieht das im Original aus, das sich in gegensätzlicher Weise präsentiert. "Alien" geizt mit vordergründigen Eindrücken und beruft sich auf subtilere Methoden der Spannungserzeugung. Als Ripley noch nicht in der Alienfalle gefangen war, sorgten Falschaussagen, schlechtes Betriebsklima, fehlendes Waffenarsenal sowie verwinkelte Schiffsgänge für ein anderes Maß der Bedrohung. Wir als Zuschauer können uns nun nicht mehr auf Handlungsfähigkeit verlassen, bei der Patronen und Granaten der Gefährdung Herr werden (egal, wie arg Säureblut herumspritzte), sondern müssen hinter jeder Ecke mit allem rechnen und können nicht einmal wirksam zurückschlagen - "geschaffen, um zu überleben", rückt ein demolierter Ash-Roboter mit seiner Bewunderung für das Monster heraus, der mit seiner puren Anwesenheit eines eklatanten Storytwists der Tristesse die Krone aufsetzte und gleich nochmal psychologischen Stress durch seine Hoffnung zerstörende Aussage potenzierte.

So viel zur Frontenklärung, nun zu meinem Statement.

Ich bin wahrlich keine Frohnatur, aber auch kein Stinkstiefel oder so genanntes "Opfer", das sich freiwillig in die Erniedrigung ergibt. Also muss man sich doch die Frage stellen, warum ich die Depression eines "Alien" der zielgerichteten Dynamik eines "Aliens" bevorzuge? Die Antwort liegt meiner Betrachtung nach im Wesen des Szenarios und den Begebenheiten, die sich um es aufbauen. Als Kinofreund hat man in beiden Teilen die Qual der Wahl: Möchte ich es giftig-destruktiv oder lieber doch mit einem Quäntchen Hoffnung verbunden? Möchte ich alleine sein mit der unbekannten Macht, oder viel lieber mit Kameraden gegen sie gewappnet sein? Rein moralisch und logisch betrachtet natürlich zweites, denn wer will schon hilflos in sein Schicksal laufen? Verstehe ich durchaus, aber dennoch ist mir das Original lieber.

Wieso? Weil die Atmosphäre mich mehr anspricht. Weil das Unbekannte mir mehr gibt als Berechnung. Weil "Alien" einen dichteren Spannungsbogen setzt, Konsequenz zeigt, während "Aliens" zuviel des Guten sein kann (viele Kreaturen, Action, Newt und der Familienfaktor, Corporal Hicks als potenzieller Liebhaber, und und und...). Für mich gehören nicht viele Elemente in einer Story dazu, außer wenn sie gut erzählt und ein großes Ganzes ergeben. "Aliens" hatte die Chance wahrlich inne, wirkt aber ein wenig zu unausgegoren, teils militaristisch und eben wie ein typischer Actionfilm aufgezogen. "Alien" hingegen ist Psychologie, Dunkelheit - eine Art Softskill des Grauens, in dem keine standardisierten Schockeffekte von einem Punkt zum nächsten springen. "Alien" geht seicht, fast unmerklich seinen Weg durch die üblichen Horrorzutaten und greift sie sich gelegentlich ab. Subtilität ist das Stichwort. Und da der Film diesen Wert der Subtilität nur langsam steigert, verbraucht sich auch nichts so schnell.

Dem Kinozuschauer erging es da ähnlich. Während "Aliens" schnell, laut und hart mit seinen Schauwerten hausieren ging, machte sich "Alien" nur sehr hintergründig den Kinofreak zum Freund, um ihn auf seichter Ebene niederzumachen. "Aliens" ist der Kumpel, der dir eins auf´s Maul gibt, wenn du ihm widersprichst, "Alien" tut erstmal gar nichts und stichelt dich - lächelnd - langsam, aber sicher in den Wahnsinn.Bezeichnend, dass Kinogänger wütend den Saal verließen...

Abschließend möchte ich noch ausführen, dass ich diejenigen, die "Aliens" als kompletter betrachten, durchaus verstehen kann. Ich kann mir selbst nicht erklären, warum ich "Alien" lieber mag, aber es ist einfach so. Was nicht heißen soll, dass ich den Nachfolger verachte. Als Film für sich stehend ist er brilliant, aber eben auch so gegensätzlich dem Original gegenüber (abgesehen von den ersten Filmminuten). Und es gibt wirklich nur eine Sache, die für mich "Alien" übertrumpft, doch die sucht Ihr bitte im Spielemedium.

Nun seid Ihr gefragt: Welchen Film der beiden würdet Ihr vorziehen und warum? Ich danke Euch für´s Lesen und Reflektieren und freue mich auf eine entsprechende Diskussion.

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