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Fargo - Staffel 3 - Kritik

Macky

Von Macky in "Fargo" - Staffel 3 - Kritik

Fargo - Staffel 3 - Kritik Bildnachweis: © FX

Story

Emmit Stussy (Ewan McGregor Der Ghostwriter) ist ein wohlhabender Mann, der mit seinem Unternehmen ein gutes Leben für sich selbst und seine Familie ermöglicht. Auf der einen Seite besteht zwischen ihm und seinem abgehalftertem  Bruder Ray (ebenfalls Ewan McGregor) eine langjährige Fehde. Nach dem Tod des Vaters der beiden Brüder teilten sie die Erbschaft untereinander auf. Emmit riss sich dabei eine Sammlung seltener Briefmarken unter den Nagel, während Ray den alten Wagen ihres Vaters bekam, ohne zu wissen welch ein Wert die Marken haben. Ray, der als Bewährungshelfer nur von finanziellem Reichtum träumen kann, verlangt nun eine Entschädigung von seinem Bruder, um seiner Freundin Nikki Swango (Mary Elizabeth Winstead10 Cloverfield Lane) einen Heiratsantrag zu machen. Auch, wenn es ihm gesetzlich verboten wird, sich mit einer Klientin einzulassen.

Auf der anderen Seite klinkt sich eine fremde Instanz in das Unternehmen von Emmit ein. Als Parkplatzkönig von Minnesota hat er ein kleines Vermögen angehäuft und lebt ein scheinbar anständiges Leben. Allerdings war die finanzielle Sicherheit der Firma nicht immer gegenwärtig. Ein Jahr zuvor machte das Unternehmen schwere Zeiten durch, weshalb sich Emmit und sein Geschäftspartner Sy Feltz (Michael StuhlbargA Serious Man) für ein Darlehen in Höhe von einer Millionen Dollar an eine fragwürdige Quelle wandten. Doch plötzlich taucht wie aus dem Nichts ein schräger Gentleman namens V. M. Varga (David ThewlisAnomalisa) auf und als die beiden Geschäftsmänner ihre Schulden begleichen wollen, erörtert Varga ihnen, dass er das Geld nicht haben wolle. Die Transaktion sei vielmehr eine Art Investition gewesen. Emmit und Sy wird klar, dass sie sich einen geldfressenden Parasiten eingefangen haben, den sich nicht so schnell wieder loswerden.

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Kritik

„Was Sie die ganze Zeit erzählen ist eine Geschichte. Das sind nur leere Worte. [...] Ich nenne das eine Geschichte. Und wir sind nicht hier, um eine Geschichte zu erzählen.“ Diese Worte sind der Auftakt für eine weitere Verkettung unglücklicher Ereignisse, die mit den üblichen Worten „This is a true story“ eingeleitet werden. Zwei Personen sitzen 1988 in einem Verhörraum in Ostberlin. Der Staatsbeamte beschuldigt einen Bürger des Mordes an seiner Freundin und das dieser zudem ein 20-jähriger, ukrainischer Immigrant sei. Doch für den Zuschauer ist der Trugschluss des Oberst glasklar. Der Staatsbürger sitzt zusammengekauert, mit ansehnlich hohem Alter vor dem Beamten und versucht sich auf zimperliche Art mit seinem Berliner Dialekt zu rechtfertigen. Dieser Mann ist die Unschuld höchstpersönlich. Doch der Oberst ist taub gegenüber den Fakten, die der Beschuldigte ihm zu präsentieren versucht. Fakten, die seinen Vorstellungen widersprechen. Seine Ohren hören nicht die Wahrheit, sie kennen nur seine Wahrheit. Zwei Personen sitzen in einem Raum und sprechen über die Vergangenheit. „Das Vergangene ist unvorhersehbar [...] die Zukunft ist gewiss“ sagt V. M. Varga, einer der neuen zwielichtigen Figuren der dritten Staffel von Fargo.

Die Kamera fährt in dieser kurzen Eröffnungssequenz schließlich auf die Wand des Verhörraums – dem in dieser Staffel eine signifikante Rolle zukommt – zu und fokussiert ein Bild auf dem eine winterliche Szenerie zu sehen ist. Langsam setzen die zarten Streicher ein, der Bildausschnitt wird zum Auszug der Realität, die Musik schlägt in eine pompöse, altbekannte Sinfonie um und plötzlich befindet man sich im verschneiten Minnesota des Jahres 2010. Der eifrige Serienfan fühlt sich sofort wieder zu Hause. Jesses! Was für ein Auftakt. Dieser Einstieg in die zurzeit letzte Staffel der Anthologie-Serie hat zwar auf den ersten Blick rein gar nichts mit der eigentlichen Handlung zu tun, doch wer eine Lehre aus dieser Geschichte ziehen kann, dem wird diese im späteren Verlauf von großem Nutzen sein. Wie auch schon in den bisherigen Staffeln spickt Creator und Showrunner Noah Hawley die Serie voll mit Referenzen, Symbolik, Metaphern und zahlreichen perfiden Weisheiten. Mit dem Einstieg in die dritte Staffel von Fargo wählte er dabei Kafkas „Der Prozess,“ in dem ein unschuldiger Bürger einer Straftat beschuldigt wird und diese nicht abstreiten kann. Der altbekannte Skopus der Serie ist also nach wie vor erhalten.

Und wie man es bereits aus den bisherigen zwei Staffeln von Fargo kennt, reitet sich ein befremdlicher Übeltäter durch eine schwerwiegende Straftat in einen Sumpf aus Lügen, der verheerenden Auswirkungen mit sich bringt. Doch früher oder später fliegt die Lüge auf und die Situation eskaliert. Sei es nun Lester Nygaard (Martin FreemanSherlock),Peggy Blumquist (Kirsten DunstMelancholia) oder der Urvater des skurrilen Verbrechens aus dem Originalfilm der Coen-Brüder Jerry Lundegaard (William H. MacyMagnolia). Alle brachten sie mit einer Schandtat einen kleinen Stein ins Rollen, der letztendlich für den Zerfall eines ganzen Gebirges verantwortlich war. Diesmal bedient man sich allerdings nicht nur einer, sondern gleich zwei Bredouillen, die das sonst so ruhige Minnesota in einen Schauplatz der brutalen (Selbst-)Justiz verwandeln. Clever gestrickt und verwoben startet die dritte Staffel mit einer Überraschung – streng genommen sogar mit zwei – nämlich einem grandiosen Darsteller in einer Doppelrolle.

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Fargo wäre dabei nicht Fargo, wenn es nicht wieder einmal einen enormen Spielraum für den exegetischen Charakter der Serie gäbe. Während man noch in Staffel 2 Rückschlüsse zu Werken von Picasso, Kierkegaard und anderen prominenten Philosophen, Künstlern, Schriftstellern & Co. finden konnte, so werden in der dritten Staffel unter anderem das russische Musikmärchen „Peter und der Wolf“, die Volkssage um den Wandernden Juden oder die Legende vom Golem ausgeklügelt in die Handlung verwoben – mal mehr, mal weniger eklatant. Von hochintelektuellen Verflechtungen, die ein gefundenes Fressen für genrefreudige Akademiker bieten, bis hin zu klitzekleinen Details, die für einen süßen Beigeschmack sorgen, wie zum Beispiel die gelben Streifen vor jedem Büro in Stussy Lots Limited, die den Parkstreifenbegrenzungen von Minnesota gleichen. Noah Hawley eröffnet mit dieser umfassenden Polysemie immer wieder Möglichkeiten für Interpretationen, die dem beliebten rewatch value besonders zugutekommen. Und eine Prise Fanservice für Fanatiker des Coen Bros-Universiums gibt es obendrein auch noch.

Mit einem trüben Look, bei dem im Color Grading-Prozess auf den blauen Kanal verzichtet wurde, erhält die dritte Staffel zudem ihren ganz eigenen visuellen Flair, der die Kälte des Settings aber auch die charakterliche Kälte der Figuren angemessen visualisiert. Hinzu kommt die musikalische Untermalung des üblichen Verantwortlichen Jeff Russo, der mit seiner Arbeit für diese Staffel einen wohl verdienten Emmy Award einsacken durfte. Erneut arbeitet Russo oftmals nur mit Tracks bestehend aus lakonischen Drum-Beats, die richtig schön auf die jeweiligen Szenen abgestimmt sind und beweist wieder einmal mit welch einem Minimalismus man den Effekt größter Wirkung erzielen kann. Außerdem gibt es auch ein Wiedersehen bzw. in diesem Fall ein Wiederhören mit dem einen oder anderen altbekannten Soundtrack und auch der Originalscore von 1996 wird wieder aufgegriffen und ein wenig angepasst.

Technischer Part

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Die DVD aus dem Hause 20th Century Fox (Veröffentlichung: 15. März 2018) glänzt mit einer aufpolierten Auflösung (Format: 16:9 - 1.77:1) und einem astreinen Tondesign. Für die Zeit nach dem großen Spektakel erwartet den DVD-Besitzer noch ein breitgefächertes Spektrum an Extras. Darunter fallen überwiegend Audiokommentare von Cast & Crew, ein kurzer Blick auf die Locations, die Anatomy einer Szene und ein Clip zu den Referenzen der Staffel. 


Fazit 

Ein Cast auf Hochtouren, eine brillant zu Papier gebrachte Story und die würdige Umsetzung beweisen erneut, dass Fargo zu den stärksten Serien gehört, die die aktuelle TV-Landschaft vorzubringen weiß. Noah Hawley schafft es den Geist der Serie bzw. des Films weiterhin im Käfig zu halten und man darf nur hoffen, dass dies auch im nächsten Jahr so bleibt, wenn es wieder unzählige Male heißt: "Jesses!" 

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