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Everest: Interview mit Co-Produzent und Bergsteiger David Breashears

OnealRedux

Von OnealRedux in Everest: Interview mit Co-Produzent und Bergsteiger David Breashears

Everest: Interview mit Co-Produzent und Bergsteiger David Breashears Bildnachweis: © Universal

Mensch vs. Natur - dies ist nicht nur Thema unseres neuesten Specials, sondern Spannung und Dramatik pur in "Everest" von Regisseur Baltasar Kormákur, welcher seit heute endlich auch im deutschen Kino ist. 

Story: Der Mount Everest gilt als die ultimative Grenze der Menschheit. Wer den höchsten Berg der Welt, den schon hunderte von Opfern gefordert hat, bezwingen will, braucht Können, Mut und Entschlossenheit - und das Glück, dass das Wetter hält. Doch was, wenn ein jahrelang entwickelter Plan zur Besteigung dieses Berges in Gefahr gerät? Der packende Abenteuer-Thriller erzählt die wahre Geschichte zweier Expeditionen, die am Everest von einem der schlimmsten je verzeichneten Unwetter überrollt werden und um ihr Überleben kämpfen müssen.

Lukas Jahn hatte unterdessen die Möglichkeit im Vorfeld von "Everest" mit Co-Produzent und Bergsteiger David Breashears über das Projekt zu sprechen:

Warum hast Du Dich dazu entschlossen, den Mount Everest gleich fünf mal zu besteigen?

Weil ich schon immer ein Bergsteiger sein wollte. Ich bin in Wyoming groß geworden und mein Vater hat mich immer mit in die Natur genommen. Und eines Tages, da war ich elf Jahre alt, hatte ich dieses Buch in der Hand, in dem ganz viele Fotos von Bergsteigern waren - ein Foto davon war auf dem Mount Everest. Und ich habe das Gefühl bekommen, dass es einfach etwas unglaublich bedeutsames und heroisches ist und habe für mich den Entschluss gefasst, dass ich auch Bergsteiger werden möchte - und das habe ich getan. Und nach vielen verschiedenen Bergen kam die einzige logische Schlussfolgerung: den Mount Everest bezwingen.

Wenn wir darüber reden, dass das Bergsteigen etwas bedeutsames ist, stellt sich für mich die Frage, was es für Dich persönlich bedeutet.

Es bedeutet ehrlich gesagt eine ganze Reihe an Dingen. Erst einmal kommst Du in sehr engen Kontakt mit den Sherpa. Du spazierst durch ihre Dörfer und über die Jahre lernst Du auch ihre Familien kennen. Daher ist das Bergsteigen für mich in erster Linie mit den Menschen verbunden. Und mit den Beziehungen, die Du zu diesen Menschen aufbaust. Du musst Dich auf Dein Team verlassen können und man erfährt, wie es ist, in einer schwierigen Situation auf jemanden zu vertrauen. Man muss immer im Hinterkopf behalten, dass wenn der anderen Person etwas passiert, Dir das genauso passieren wird. Und wenn ein Sturm aufbricht, bleibt man bei einander und läuft nicht davon. Ich denke, dass es hier eine echte Bindung filmt. Zuguterletzt ist das Bergsteigen einfach eine sehr riskante Sache und wenn Du da draußen bist, erfährst Du, wer Du wirklich bist.

Als Du das erste Mal die Spitze des Mount Everest erreicht hast: was hast Du gefühlt und gedacht und wie hat sich das vielleicht verändert im Vergleich zu Deinem fünften Aufstieg?

Das Gefühl ist unglaublich. Als ich das erste Mal oben war, waren wir das einzige Team auf dem ganzen Mount Everest. Wir waren gerade einmal 36 Leute und mindestens die Hälfte davon waren Sherpa. Und als ich dei Spitze von ungefähr 80m Entfernung gesehen habe, habe ich glaube ich das erste Mal das Gefühl gehabt, dass ich es schaffen kann. Und als ich es geschafft habe, überkam mich dieses gewaltige Gefühl von Zufriedenheit, aber auch Triumph. Ich realisierte, dass etwas ganz wichtiges gerade mein Leben verändert hat. So als sei ein Kapitel abgeschlossen und neuer Lebensabschnitt beginnt - und zu dem gehörten jetzt die Berge und all die Menschen, die ich damit verbinde.

Einen Berg erklimmen ist bestimmt mit viel Adrenalin verbunden und kann berauschend sein - wie fühlt sich das an?

Ich fühle mich als wäre ich Zuhause. Ich liebe es, in 8000 Metern Höhe zu sein und ich funktioniere dort sehr gut. Und es geht letztendlich viel um die Menschen. Nicht viele Menschen kommen zurück, um nochmal den Berg zu besteigen. Sie kommen wegen der Nepalesen zurück.

Du hast sehr viel Zeit Deines Lebens mit dem Everest verbracht. Wäre der Berg Deiner Meinung nach eher eine Frau oder ein Mann?

Der Mount Everest wäre definitiv Caitlyn Jenner, die als Transfrau bekannt wurde. Sie ist eine amerikanische Heldin! Ich denke aber, dass das eine sehr schwierige Frage ist und es war klar, dass gerade die deutschen Journalisten, die sehr gerne philosophieren, so eine Frage stellen. Meiner Ansicht nach, wäre der Everest schlichtweg keine Person. Vielleicht mehr wie eine Tante, ein Bruder oder eine Schwester, die Dich umarmen möchte. Allerdings ist immer Vorsicht geboten: es kann eine Umarmung voller Liebe und Zuneigung sein, aber es kann auch vielleicht Deine schimpfende Großmutter sein, die Dir das Leben schwer machen möchte und fragt: „Was zur Hölle machst Du hier? Du gehörst hier nicht hin!“. Und manchmal - zum Beispiel während eines Sturms oder Erdbebens - wäre der Everest vielleicht eine gefährliche Person. Jemand, vor dem Du Angst hast und der Dir Schmerzen bereiten kann. Daher denke ich, dass der Everest eher ein sehr gemischter Charakter ist.

Der Film basiert auf Ergeignissen, die Du 1996 als Augenzeuge miterlebt hast und seit dem hast du viele weitere Erfahrungen im Leben gesammelt. Aber was hast Du insbesondere von damals gelernt?

Ich habe gelernt, dass wir manchmal die besten Absichten und Motive haben. Dass wir jemanden unglaublich lieben können und fest davon überzeugt sind, dass wir etwas Gutes für diese Person tun, aber es einfach nicht so ist. Und das machen wir nicht nur beim Bergsteigen: das passiert beim Erziehen unserer Kinder, wenn wir uns zu gut um jemanden kümmern oder schlichtweg eine Beziehung nicht beenden, weil wir denken, dass es die andere Person verletzen würde. Oder auch, wenn wir jemanden nicht feuern, weil man die Person mag, aber sie im Team einfach nicht funktionieren. Und ganz kurzgefasst würde ich sagen, dass Rob Doug nicht enttäuschen wollte. Und so zu denken zeugt von Liebe und Gütigkeit. Und das passiert im Leben oft, nur im Normalfall führt dies nicht zum Tod. Es ist für einen Anführer sehr schwer zu entscheiden, wenn jemand besser nicht mitkommen sollte. Inbesondere wenn Du diese Person verehrst und die gleichen Werte schätzt. Das ist unglaublich schwierig.

Dein persönlicher Eindruck vom Film?

Ich bin stolz! Die Geschehnisse sind 19 Jahre her und seit 13 Jahren arbeite ich als Co-Produzent an demFilm. Und glaub mir, wenn die Zuschauer nicht innerhalb der ersten dreißig Minuten den Kinosaal verlassen, dann kann man sich glücklich schätzen und danke sagen. Ich weiß nicht, wie erfolgreich der Film sein wird, aber ich denke, dass er funktioniert.

Du hast den Film mit Deiner Erfahrung unglaublich geprägt. Wie schwierig war es, die Darsteller auf den Film vorzubereiten, damit er authentisch bleibt?

Eigentlich war es viel wichtiger, die Autoren zu beeinflussen. Den Darstellern haben wir einfach näher gebracht, wie es ist, ein Bergsteiger zu sein. Bei den Autoren haben wir uns darauf fokussiert, sie davon zu überzeugen authentisch zu bleiben. Hollywood Autoren lassen sich gerne verrückte Sachen einfallen und plötzlich wird aus einem Bergsteiger eine Art Cowboy. Aber: würden Du und ich jetzt den Mount Everest besteigen, dann würden wir weiterhin über die gleichen Dinge sprechen. Wir würden über unsere Ängste und Hoffnungen sprechen und uns gemeinsam hinsetzen und zu Abend essen. Wir wrden nicht verkrampfen oder in der Höhe anfangen verrückt zu werden. Wir sind menschliche Wesen und mir war es wichtig, die Autoren davon zu überzeugen, damit keine Dinge über Bergsteiger erfunden werden, die einfach nicht wahr sind. Denn letztendlich sind Bergsteiger Menschen, die zum Großteil auf Meereshöhe leben.

Was ist Deiner Meinung nach die Aussage, die man vom Film mitnehmen sollte?

Dass es im Film gar nicht so viel um das Bergsteigen geht. Es geht darum, wer wir als Mensch sind und wie wir uns für andere einsetzen. Und natürlich geht es um Menschlichkeit, Wettbewerb und darum, dass die Mutter Natur unglaublich zart und gütig sein kann, aber uns gleichzeitig auch Angst machen kann. Sie kann gewalttägig sein und dann spielt es keine Rolle, wer wir sind oder wie stark wir sind. Wenn wir den Mächten der Natur keinen Respekt erweisen, sterben wir. Und das zeigt der Film mir sehr deutlich.

"Everest" startete heute, 17. September 2015, deutschlandweit in den Kinos.

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