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Die Oscars 2017 - Danke für die Panne

Stu

Von Stu in Die Oscars 2017 - Danke für die Panne

Die Oscars 2017 - Danke für die Panne Bildnachweis: © MPAA

Die Oscars sind vorbei und damit auch die Award Season. Unser Autor Stu hat sich die Show gestern live angesehen und zieht hier ein persönliches Fazit.

Ja, ich war Team Moonlight und dennoch taten mir die La La Land- Verantwortlichen leid, als sie plötzlich damit konfrontiert wurden, dass ihr Film gar nicht den Big Oscar für den besten Film des Jahres gewonnen hat. Und dennoch war dieser Fauxpas das Beste, was der Verleihung hätte passieren können. Dank der letzten 5 Minuten hat sich die 89. Verleihung der Academy Awards einen Platz in der Historie gesichert. Wäre alles fehlerfrei abgelaufen, das Event wäre spätestens übermorgen nur noch eine Randnotiz.

Was mich aber noch mehr freut ist, dass dieser „Skandal“ nun (hoffentlich) dafür sorgt, dass die afroamerikanische Gewinner nicht bloß als Ergebnis des letztjährigen #OscarSoWhite-Protest angesehen werden. Jetzt sind es einfach nur Gewinner. So muss es sein. Ich möchte dem oder den Schuldigen für die Panne voller Dankbarkeit die Hand schütteln. Gut gemacht, auch wenn es ebenfalls schön gewesen, wenn dieses Malheur nicht erst am Ende geschehen wäre.

Diese Oscar-Verleihung war, wie so viele andere auch, nämlich weit davon entfernt gute Unterhaltung zu sein. Es war business as usual, die Zelebrierung und Huldigung der Industrie, so wie es nun mal bei Galas und Preisverleihungen der Fall ist. Ich will nicht sagen, dass die Oscars langweilig waren, aber ich empfand sie als zu gewöhnlich. Schuld daran war sicherlich die Enttäuschung darüber, dass wirklich große Statements ausblieben. Wurde im Vorfeld prognostiziert, dass der neue Mann im Weißen Haus mehr als einmal Gegenwind zu spüren bekommt, so war das letztlich Dargebotene sehr ernüchternd. Host Jimmy Kimmel, für mich der beste Oscar-Moderator seit Jahren, lieferte ein paar Pointen und versuchte sogar Trump via Twitter zu erreichen. Was fehlte waren wirklich klare Worte. Die 89. Oscars, die vorab als politischer Event tituliert wurden, waren am Ende halt einfach nur eine Unterhaltungsshow. Eine Show, die zwar bei der Wahl der Preisträger durchaus einen Sinn für Politik und Gesellschaft bewies (z.B. durch den Sieg von The Salesman aber auch durch die Anti-Rassismus-Fabel Zoomania), doch diese Filme sprechen während der Verleihung nun mal nicht. Das müssen ihre Macher für sie tun. Was da kam war aber meist nur ein laues Lüftchen.

Abseits vom politischen und sozialen Kontext bot die Show nichts was wirklich von Belang war. Die Süßigkeiten-Pakete waren nett, die Touristen, die durch den mit Stars gefüllten Saal geführt wurden war eine charmant Idee und die ewige Fehde zwischen Kimmel und Matt Damon wurde auch zufriedenstellend und vor Allem amüsant weitergesponnen. Aber es fehlte einfach ein, bzw. das Highlight. Es gab keine parodistischen Einspieler zu Beginn, Kimmels Stand-Up war solide aber wäre ebenso auch in seiner Late Night Show möglich und die musikalische Eröffnung von Justin Timberlake hinkte der der Golden Globes meilenweit in Sachen Kreativität und Esprit hinterher. Ich wiederhole: Die Show war nicht schlecht, aber eben auch nicht gut oder gar umwerfend und wie jedes Jahr erwiesen sich die unzähligen Werbepausen wie so oft als Todesurteil für einen kohärenten Unterhaltungswert.

Vielleicht müssen wir uns aber auch endlich einmal der Tatsache stellen, dass die Oscars schon lange nicht mehr magisch sind. In Zeiten des Internets, von Social Media und einem Überfluss von Promi-Magazinen wirkt der Glamour nur noch matt und müde und auch wenn La La Land mit 14 Nominierungen ins Rennen gegangen ist, so ist es ihm nicht gelungen zu den großen Oscar-Filmen wie Ben Hur oder Der Herr der Ringe – Die Rückkehr des Königs zu werden. Gewiss, der Film hat die Chance, dass wir uns in einigen Jahren noch an seine Rolle während der Verleihung erinnern (eben auch dank der Panne am Schluss). Doch die Show an sich?

Das Gefühl, dass die Oscars mittlerweile nur noch in Hochglanz gekleidete Gewöhnlichkeit sind, konnte auch 2017 nicht gebrochen werden. Die Faszination ist nur noch vereinzelt, marginal existent, vielleicht auch weil Film für uns mittlerweile keine Kunstform mehr ist, sondern Kommerz. Vielleicht haben sich die Oscars ja gar nicht so viel geändert? Vielleicht hat sich auch einfach unser Verständnis zum Medium gedreht? Wie ich finde eine interessante Frage, die jeder mit sich selbst ausmachen kann(und sollte). Ich frage mich derweil, ob ich mir 2018 die Show noch einmal live ansehen werd. Aber diese Frage stelle ich mir jedes Jahr. Also, bis 2018, wenn wir sagen werden „Weißt du noch 2017, als es am Ende diese Panne gab?“

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