{{ tweet.login }}

{{{ tweet.body | format }}}

Wird geladen...

×
×

Erwähnungen

×

Benachrichtigungen

Die Oscars 2015: Eine Kritik

Stu

Von Stu in Die Oscars 2015: Eine Kritik

Die Oscars 2015: Eine Kritik Bildnachweis: © A.M.P.A.S.

Meine erste Oscar-Verleihung war 1993. Clint Eastwood, damals bereits eine unsterbliche Legende, gewann mit seinem Spät-Western „Erbarmungslos“ und ich war gerade einmal elf oder zwölf Jahre alt. Ein großer, ein aufregender Moment, an den ich mich wahrlich besser erinnern kann als die Oscar-Verleihungen der letzten zehn Jahre, die ich ausnahmslos live gesehen habe. Manchmal alleine, manchmal mit Freunden, manchmal hellwach und sehr oft übermüdet. Sein wir mal ehrlich, das große Event ist vor allem in der TV-Ausstrahlung der heimischen Privatsender mehr ein fast schon sportlicher Wettbewerb in Sachen Warten und Aushalten, als alles andere. Nach der Show stellt man sich meist die Frage, ob man jetzt mehr Oscar-Verleihung oder doch mehr TV-Spots zu den nominierten Filmen gesehen hat, die während der unzähligen Werbeunterbrechungen ausgestrahlt werden. Die Oscar-Verleihung hat nichts mit Entertainment zu tun. Es ist Arbeit. Ein Kampf gegen die Müdigkeit ausgelöst durch eine langweilige Veranstaltung und ständige Pausen. Dieses Jahr war es nicht anders.

Nachdem letztes Jahr Ellen DeGeneres die Veranstaltung zu einer Art Kindergeburtstag machte, inkl. großem Werbecoup mit Samsung, bekam die Show gute Noten. Letztlich litt die Show aber an denselben Krankheiten wie die davor. Zu Beginn gibt’s immer eine großartige Showeinlade. Mal musikalisch, mal amüsant, mal beides. Doch sobald die Oscars dann vergeben werden, war’s dass mit der Leichtigkeit. Beim diesjährigen Oscar-Host Neil Patrick Harris war es ebenso. Nach einem guten, musikalischen Start folgte dann die Routine, mal abgesehen von einer technischen Panne gegen zwanzig vor drei, die die Übertragung aus Los Angeles für einige Minuten ausfallen ließ. Zumindest hierzulande. die Verleihung des besten Nebendarstellers bekamen die Zuschauer von Pro7 also nicht mit. Vielleicht geschah in diesen Minuten noch etwas von Belang (abgesehen vom Oscar für  J.K. Simmons), ansonsten gab diese technische Störung der Marschrichtung des Abends vor: Langeweile.

Meryl Streep hat zwar keinen Oscars gewonnen, dafür sah Patricia Arquette mit Brille aber so aus wie die junge Streep. Ach, diese Oscars. Die Streep, also das Original, verkündete dann auch das jährliche „In Memoriam“-Filmchen und dies sichtbar ergriffen. Kein Wunder, im letzten Jahr sind viele herausragende Persönlichkeiten gestorben und damit sind nicht nur Größen wie Robin Williams oder Philip Seymour Hoffman gemeint, sondern auch oder vor allem diejenigen, die vielleicht nicht so sehr im Rampenlicht standen. Der Rückblick, auf die Verlorenen Hollywoods, das war der größte Moment der Show, auch wenn der Songs danach, vorgetragen von Jennifer Hudson, dann doch wieder zu viel Emotionspomp war. Liebe Oscarmacher, vielleicht denkt ihr mal daran, dass weniger manchmal mehr und leiser manchmal lauter ist. Nur so ein Tipp.

Ein anderer Tipp: Neil Patrick Harris ist ein großartiger Performer und Entertainer. Nutzt das! Damit ist nicht nur die Eröffnungsnummer gemeint, sondern auch die kurzen Zwischenräume der Preisverleihung. Und ja, vor zwei Jahren war Seth MacFarlane echt ziemlich fies gegenüber der Industrie, aber traut euch gerne öfters auch einmal quer gegen euer Business zu schießen. Selbstbeweihräucherung habt ihr schon genug in eurer Show. Kein Wunder, dass sich die Oscars 2015 trotz einer gehetzten Gesamtstimmung ziemlich zogen und so keinen wirklich nachhaltigen Eindruck (negativ wie positiv) hinterlassen haben. Da hilft auch keine Lady Gaga die – warum auch immer – „The Sound of Music“ singt.

Nach gut 3 ½ Stunden glamouröser Nichtigkeit, in der es viele Gewinner aber nicht den einen ganz großen Sieger gab, bleibt das ernüchternde Fazit übrig, dass die Oscars zwar immer noch versuchen sich ein wenig neu und frisch zu positionieren, aber noch nicht wirklich am richtigen Ort angekommen sind. Mehr Spaß, weniger Pomp wäre eine Option, aber dafür müsste sich nicht nur die Show, sondern wohl auch die Politik hinter dem größten und (ganz nebenbei) wichtigsten Filmpreis der westlichen Welt ändern. Das wird wohl so schnell nicht passieren. Die Oscars 2015 waren aber erneut ein gutes Beispiel dafür, dass es Zeit für eine Veränderung ist und nein, beim nächsten Mal 20 Filme für „Best Picture“ zu nominieren, wird es ganz bestimmt nicht besser machen – eher im Gegenteil. Aber egal, nächstes Jahr werden wir ihnen wieder entgegenfiebern und uns einlullen lassen von ihrem Glanz. Verdammte Oscars!

Wird geladen...