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"Castlevania" - Staffel 1 - Kritik

Bristleback

Von Bristleback in "Castlevania" - Staffel 1 & 2 - Kritik

"Castlevania" - Staffel 1 - Kritik Bildnachweis: @Netflix

Die Geschichte dieser Castlevania-Animationsserie ist überraschend lang. Im Jahr 2007 als Direct-to-DVD-Film geschrieben, kam die eigentliche Produktion des Films nie richtig ins Rollen und wurde schließlich für ein ganzes Jahrzehnt auf Eis gelegt, ehe Netflix das Projekt wieder aufhob. Comicbuch-Autor Warren Ellis passte sein zehn Jahre altes Skript einem Serienformat an und Castlevania sah am 07. Juli 2017 das Licht der Welt.

Was in erster Linie auffällt, ist wie überraschend clever Castlevania geschrieben ist. Auf dem dritten Teil der ikonischen Videospielreihe (Castlevania III: Dracula’s Curse) basierend, ist die erste Amtshandlung dieser Dark-Fantasy-Geschichte die Vermenschlichung des großen Antagonisten Dracula. So sehr, dass sich die gesamte erste Episode auf Dracula und seine Frau fokussiert. Die Backstory Draculas und seine Gründe für seinen Genozid an der Menschheit ist simpel gehalten, überrascht allerdings mit einer starken Effektivität, die den Zuschauer—wenn nicht zur Sympathie, zumindest zur Empathie—zwingt. Es funktioniert, weil die Taten, die Dracula der Menschheit vorwirft, allesamt wahr sind und ihm eigentlich auch Recht gegeben werden muss. Die Position, dass seine äußerst brutalen Taten allerdings nicht weniger grauenhaft sind, als die der Menschen, die er beschuldigt und deshalb gestoppt werden muss, wird von dem Protagonisten Trevor Belmont vertreten. Mit einem sehr trockenen, schwarzen Humor und einem starken Hang zum Alkoholismus ist Trevor ein typischer Vertreter des Antihelden, des Schurken mit Herz, des selbstsüchtigen Ritters. Der Grund, wieso Trevors Charakter funktioniert, liegt zum großen Teil an seinen toll geschriebenen Dialogen, die oft witzig und kreativ sind. Hierbei besticht die englische Synchronisation mit tollen britischen Sprechern, wie Richard Armitage (Thorin Eichenschild aus Der Hobbit), Graham McTavish (Dwalin aus Der Hobbit) und James Callis (Battlestar Gallactica).Image title

Ein größerer Cast an Charakteren wird in diesen ersten vier Episoden nur angedeutet. Trevor bekommt Unterstützung von einer Magierin und einem Halb-Vampir und die vier Episoden enden schon, bevor die Geschichte erst so richtig begonnen hat. Und außer, dass—ein mal runtergebrochen—Castlevania nicht gerade mit Dark-Fantasy-Tropes geizt und die Animationen oft rau und ungeschliffen wirken, ist das eigentlich auch der einzige Kritikpunkt, den man der ersten Staffel von Castlevania ernsthaft unterstellen kann: Es ist nicht fertig. Es ist verständlich, wieso dieses Castlevania eingestampft wurde, als es 2007 entwickelt wurde. Über der Frage, ob für brutale und moralisch fragwürdige Geschichten erzählende Serie ein Publikum existierte, schwebte ein großes Fragezeichen, doch ist diese Frage spätestens seit dem Siegeszug von Game of Thrones und dem Aufkommen von immer besserer Dark Fantasy (The Witcher, Dark Souls) außerhalb der Literatur beantwortet. Dass Netflix mit der Produktion von nur vier Episoden dennoch erst den Zeh ins Wasser stecken möchte, ist durchaus frustrierend, aber verständlich. Eine acht Episoden lange, zweite Staffel wurde bereits angekündigt.

Der Stil von Castlevania lehnt sich stark an brutale Splatter-Anime aus Japan an, allen voran Ninja Scroll, Blood: The Last Vampire und Hellsing, dass man die Serie glatt für einen Anime halten könnte. Castlevania wurde von den in den USA ansässigen Frederator Studios und Powerhouse Animation Studios animiert, wobei koreanische Animationsstudios in einer Supportrolle involviert waren. Auffällig ist, dass die Animationen recht hakelig daherkommen und mit der Animation so sparsam umgegangen worden ist, wie möglich. Die Actionszenen sind nach wie vor cool anzusehen, doch ist eindeutig, dass Casltevania ein winziges Budget hatte. Dass die Serie allerdings trotzdem hervorragend funktioniert, zeugt von der Qualität der Inszenierung, des Drehbuchs und der Musik, die nicht auf typische “Dracula-Musik” zurückgreift (keine Orgel), sondern die Heavy-Metal-lastigen Soundtracks der Spiele widerspiegelt.

Fazit

Darf ich vorstellen: Die erste, richtig gute Videospielverfilmung aller Zeiten. Castlevania besticht mit einem extrem cleveren, aber sehr einfach gehaltenen Drehbuch, tollem Worldbuilding, gut definierten Charakteren, einer sehr hoffnungsberaubten Atmosphäre und Bildern, die den schlimmsten Albträumen entsprungen zu sein scheinen. Hierbei bieten die überraschend witzigen Dialoge ein angenehmes Gegengewicht zur brutalen Materie, die Dinge in sich vereint, wie Hexenverbrennungen, religiösen Fundamentalismus, von Dämonen gefressene Babys und vom Himmel fallende Dämonen-Fetusse. Fans von extra brutaler Dark Fantasy àla Berserk, Army of Darkness, The WitcherDark Souls und Game of Thrones erwartet hier ein erster Vorgeschmack, was eine absolut hervorragende Serie werden könnte. Mit nur vier Episoden leider viel, viel, VIEL zu kurz.


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