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Montana Sacra - Der heilige Berg [1973] - Dominics Meinung

Souli

Von Souli in Bilder des Zerfalls: Im Klammergriff der Kontroverse - Teil 25

Montana Sacra - Der heilige Berg [1973] - Dominics Meinung

1973. Drei Jahre sind vergangen, seit Alejandro Jodorowsky seinen quintessentiellen Midnight Movie El Topo veröffentlicht hat und dieser daraufhin zum absoluten Kultfilm avancierte. Kein geringerer als John Lennon gab sich sichtlich beeindruckt und kaufte nicht nur die Rechte an El Topo für 400.000 US-Dollar, sondern gewährte dem Regisseur außerdem 1,5 Millionen US-Dollar und absolute Narrenfreiheit für dessen nächstes Projekt. Montana Sacra – Der heilige Berg war geboren und abermals war das Ergebnis ein mystischer Experimentalfilm, der durchzogen von surrealen, religiösen, spirituellen und abstrakten Motiven gegen jede klare Deutung ankämpft. Ein symbolträchtiger Bilderreigen, der auf bizarre Art und Weiß ein ebenso poetisches wie abstoßendes Filmkunstwerk ergibt. Hypnotisch treibend dringt die Geschichte eines Alchemisten, acht Reisender und deren Weg zum heiligen Berg, auf dem das Geheimnis der Unsterblichkeit versteckt ist, tief in die Gedanken- und Gefühlswelt seines Zuschauers ein und brennt sich dort als Kuriosum ein.

Montana Sacra – Der heilige Berg entzieht sich konsequent den Mitteln gängiger Filmrezeption. Lediglich durch einen losen Handlungsfaden zusammengehalten liegt der Schlüssel zu dem bildgewagten Experimentalfilm darin, sich der reinen Seherfahrung hinzugeben. Schubladendenken, vorgefertigte Schablonen oder mentale Checklisten sind bereits im Vorfeld zum Scheitern verurteilt. In seinem Wahnsinn gleicht Montana Sacra – Der heilige Berg einer spiegelglatten Oberfläche, an der sich kein Hebel ansetzen lässt und die jeden Interpretationsansatz auf das eigene Ich des Betrachters zurückwirft. Erwartungsgemäß sprengt Jodorowskys surrealer Bildersturm in ausufernder Gigantomanie den Rahmen des guten Geschmacks, wagt eine cineastische Grenzerfahrung, welche zwangsläufig dazu verdammt ist auf taube Ohren und blinde Augen zu stoßen. Ein Film, der seine Zuschauer reihenweiße vor den Kopf stößt, sei es durch die bloße Abstrusität der Geschehnisse oder einem konkreten Fall von Nacktheit, Gewalt oder Anarchie.

Dabei ist diese Wirkung essentiell, um einen Zugang zu Jodorowskys Werk zu finden. Wer sich vom filmischen Treiben unbeeindruckt zeigt, der verpasst es dadurch auch wirklich berührt, getroffen und mitgenommen zu werden. Montana Sacra – Der heilige Berg ist drogengeschwängerter Irrsinn, welcher der Einnahme psychedelischer Mittel jedoch gar nicht bedarf, weil das Werk selbst eine tranceartige Stimmung erzeugt. Da ist es auch nicht weiter erstaunlich, dass sich Jodorowsky zusammen mit zwei spirituellen Gurus, erstmaligem LSD-Konsum und Schlafentzug auf die Dreharbeiten vorbereitet haben soll. Ein anarchisches Vorgehen, welches sich jedoch unmittelbar auf den fertigen Film niederschlägt. Dazu passt auch die finale Botschaft Jodorowskys, welcher in der rahmensprengenden Auflösung gen Ende des Films darauf verweist, dass man wahre Erleuchtung nur in sich selbst finden kann. Einmal mehr wirft der Film seinen ahnungslosen Zuschauer dadurch auf sich selbst zurück.

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